Grenzenloser Jubel bei der Alternative für Deutschland AfD: "Wir sind die Erben der Liberalen"

Der Jubel ist grenzenlos wie bei einem Fußballsieg, als die Eurokritiker von der Alternative für Deutschland (AfD) erfahren, dass sie nahe der Fünf-Prozent-Hürde gelandet sind. "Wir sind die Erben der FDP", jubelte AfD-Sprecher Alexander Gauland.

AfD-Wahlparty: Jubeln oder nicht jubeln?
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Die Stimmung im Hotel "Maritim" an der Berliner Friedrichstraße war von Anfang an euphorisch. Die Sensation lag in der Luft. Dann die erste Prognose. Gesprungen oder gerissen, das war noch die Frage. "Merkel — wir kommen", ruft der Berliner Kandidat Sari Saleh. Die Halle kreischt. Parteichef Bernd Lucke (51) verteilt Blumen. Die AfD feiert sich schon einmal selbst.

Die Protestpartei hat Perspektiven

Ihr starkes Abschneiden wird Bundeskanzlerin Angela Merkel noch Probleme bereiten. Vor allem dann, wenn die Eurokrise größer wird und neue Hilfen für Griechenland fällig werden. Dann könnte die AfD bei der nächsten Wahl noch besser abschneiden. Schon nimmt sie die Europawahl 2014 ins Visier.

"Das Ergebnis der Afd ist eine historische Zäsur für Deutschland, es ist aber auch ein Stück europäische Normalität", sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz unserer Redaktion. Nach diesem Ergebnis sei es nun an der Zeit, "viel mehr über die unterschiedlichen Vorstellungen zu diskutieren, in welche Richtung sich die EU entwickeln soll." Die Europawahl im kommenden Jahr sei dafür eine gute Gelegenheit, betonte er.

Bis zuletzt hatte die Partei um den Wirtschaftsprofessor Lucke darauf gehofft, dass die Umfragen vor der Wahl sie unterschätzt hätten. Mit Forsa-Chef Manfred Güllner gab es darüber sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung. Am Ende schnitt die Partei tatsächlich besser ab als lange Zeit prognostiziert.

Bewusst zweideutig

Experten hielten es von Anfang an für möglich, dass sich viele AfD-Wähler in der Öffentlichkeit nicht gerne zu ihrer Entscheidung bekennen — so wie es bei Parteien am Rand immer wieder vorkommt. Zwar wies die AfD-Führung die Einschätzung zurück, sie sei eine rechtspopulistische Partei. Dennoch war sie offensichtlich auch für Wähler von Rechtsaußen attraktiv — beim Thema Zuwanderung etwa formulierten Lucke und andere wohl bewusst zweideutig.

"Wir hatten viel zu wenig Zeit und Geld", sagte ein AfD-Funktionär bei der Wahlparty, "aber wir haben einen Mitgliederwahlkampf hingelegt, wie ihn Deutschland noch nicht gesehen hat." Gar nicht brav bürgerlich, sondern fast subversiv bemalten AfD-Anhänger in den letzen Tagen noch Berliner Bürgersteige mit der Parole "Mut zur Wahrheit — Alternative für Deutschland."

"Wir haben die anderen Parteien wahrhaft das Fürchten gelehrt", sagte Lucke gestern Abend strahlend. Noch nie sei eine Partei so schnell so erfolgreich gewesen.

(qua)
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