Beleidigungen gegen Özoguz Gauland rudert nach heftiger Kritik zurück

Berlin · Nach heftiger Kritik hat AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland eingeräumt, sich bei den Äußerungen über Aydan Özoguz vergriffen zu haben. Er forderte bei einer Wahlkampfveranstaltung am Wochenende, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung "in Anatolien zu entsorgen".

 AFD-Spitzenkandidat Alexander Gauland (r) forderte, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, "in Anatolien zu entsorgen".

AFD-Spitzenkandidat Alexander Gauland (r) forderte, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, "in Anatolien zu entsorgen".

Foto: dpa, kno

"Ich habe etwas gesagt und ich stehe inhaltlich dazu", sagte Gauland am Montag. Er werde diese Metapher aber künftig nicht mehr benutzen, da ihm "auch vernünftige Menschen" davon abgeraten hätten. Die AfD macht nicht erst in diesem Wahlkampf mit gezielten Provokationen von sich reden. Ihre Gegner beschreiben diese Taktik so: "Erst kommt der Tabubruch, dann rudern sie wieder ein Stück zurück. Was bleibt, ist maximale Aufmerksamkeit."

Gauland hatte bei einem Auftritt im thüringischen Eichsfeld Äußerungen der SPD-Politikerin kommentiert, wonach eine spezifisch deutsche Kultur jenseits der Sprache nicht auszumachen sei. Er sagte demnach: "Das sagt eine Deutschtürkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können." Über die Aussage vor klatschenden und vereinzelt jubelnden Zuhörern hatte zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag) berichtet.

Özoguz, die auch SPD-Vizevorsitzende ist, wollte Gaulands Wahlkampfrede nicht kommentieren. Dafür gab es von vielen anderen Seiten Kritik: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schrieb auf Twitter: "Die Entgleisung von Gauland gegenüber Özoguz ist widerlich". CDU-Generalsekretär Peter Tauber erklärte: "Das nennt man Rassismus." Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: "Frau Özoguz stammt aus Hamburg — insofern disqualifizieren sich diese Äußerungen von selbst."

Die Co-Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl, Alice Weidel, stellte sich hinter ihren Parteifreund: "Gauland hat recht." Wenn eine Integrationsbeauftragte keine Kultur in Deutschland erkennen könne und den Islamismus nicht bekämpfe, "dann ist sie in der Türkei besser aufgehoben".

Nach Angaben aus Parteikreisen war Gaulands Ausspruch am Montag auch Thema bei in einer Telefonkonferenz des AfD-Parteivorstandes. Ein Beschluss wurde dazu aber nicht gefasst.

AfD-Chefin Frauke Petry übte ebenfalls Kritik an Özoguz, monierte aber gleichzeitig auch die Ausdrucksweise von Partei-Vize Gauland. Sie sagte: "Aydan Özoguz versteht sich offenbar als Abschaffungsbeauftragte der deutschen Kultur. Einer demokratischen Kultur, in der auch seltsame Meinungen ertragen, aber deren Träger keinesfalls "entsorgt" werden."

Gauland echauffierte sich seinerseits über einen Kommentar des Hamburger SPD-Politikers Johannes Kahrs. Der Bundestagsabgeordnete hatte Gaulands Angriff auf Özoguz zuvor auf Twitter mit den Worten kommentiert: "Dieser Gauland ist ein mieser, dreckiger Hetzer. solche Arschlöcher braucht niemand." Kahrs stehe eine derartige Kritik nicht zu, sagte Gauland. Schließlich habe der SPD-Politiker 2013 selbst formuliert: "wir wollen ja alle die Merkel entsorgen und besser regieren".

Auf die Frage, ob er mit seiner Äußerung bei seinen Zuhörern in Thüringen Aggressionen gegen Özoguz habe schüren wollen, antwortete Gauland: "Nein, aber ich fürchte, sie hätte keine freundliche Aufnahme im Eichsfeld, weil die Leute dort wissen, was deutsche Kultur ist."

Die Türkische Gemeinde in Deutschland erklärte sich mit Özoguz solidarisch. Ihr Vorsitzender, Gökay Sofuoglu, sagte an die Adresse Gaulands: "Mit Ihren Äußerungen haben Sie den Boden unseres Grundgesetzes verlassen und stecken tief im braunen Morast."

(beaw/dpa/AFP)
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