Fragen und Antworten So funktioniert die Briefwahl

Düsseldorf · Einst war es für viele Familien Tradition, am Wahltag gemeinsam ins Wahllokal zu gehen. Doch inzwischen erfreut sich die Briefwahl zunehmender Beliebtheit. Aber wie funktioniert das überhaupt? Ein Überblick

 Eingeschickte Wahlbriefe in einer Briefwahlstelle in Rostock (Archivfoto von 2013).

Eingeschickte Wahlbriefe in einer Briefwahlstelle in Rostock (Archivfoto von 2013).

Foto: dpa, bwu vfd csa rho

Seit dem 14. August können Wahlberechtigte in Deutschland ihre Stimme per Briefwahl abgeben. Bei der Bundestagswahl 2013 machte fast jeder Vierte ((24,3 Prozent) davon Gebrauch — so viele wie nie zuvor. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.

Grundsätzlich darf das jeder Wahlberechtigte in der Bundesrepublik.

Wer die Unterlagen daheim hat, macht sein Kreuz bei Erst- und Zweitstimme "persönlich und unbeobachtet", wie der Bundeswahlleiter auf seiner Webseite erklärt. Danach wird der Stimmzettel in einen mitgelieferten Umschlag gesteckt. Anschließend muss man die "Versicherung an Eides statt zur Briefwahl" abgeben und diese mit dem Stimmzettelumschlag in den zweiten mitgelieferten Umschlag stecken. Danach einfach abschicken oder bei der Stelle abgeben, die auf dem Umschlag vermerkt ist. Ausgezählt werden diese Stimmen dann von Briefwahlvorständen ab 18 Uhr am Wahltag.

Für die Briefwahl benötigt man einen Wahlschein. Diesen kann man persönlich oder schriftlich (auch per Mail oder Fax) in der zuständigen Gemeinde des Hauptwohnortes anfordern. Dafür muss man seinen Vornamen, seinen Familiennamen, sein Geburtsdatum und seine vollständige Anschrift angeben. Oder man nutzt den Vordruck auf der Wahlbenachrichtigung, sobald diese versandt wurde. Einfach ausfüllen, unterschreiben und abschicken, dann kommen die Unterlagen nach Hause.

Am besten so schnell wie möglich, rät der Bundeswahlleiter, spätestens aber am Freitag vor der Wahl bis 18 Uhr. Nur in Ausnahmefällen wie etwa einer Erkrankung kann der Wahlschein auch noch bis zum Wahltag selbst beantragt werden.

Ja, das ist möglich. Anders als im Inland muss der Brief dann aber ausreichend frankiert sein. Zudem sollte man sicherstellen, dass er spätestens am Wahlabend um 18 Uhr bei der zuständigen Stelle eingetroffen ist, damit er noch gezählt werden kann. Letzteres gilt übrigens auch für die Briefwahl aus dem Inland.

Nein, das ist nicht nötig.

Der Wahlforscher Rüdiger Schmitt-Beck sieht in dem Trend vor allem "einen Ausdruck der Individualisierung der Gesellschaft". Die Briefwahl verschaffe den Menschen einen Autonomie-Spielraum, sagt der Wissenschaftler von der Universität Mannheim. "Wenn man den Wahlakt effizienter abwickeln kann, indem man irgendwann einfach zu Hause schnell sein Kreuz macht und das dann in den Briefkasten wirft, dann hat man schon mal Autonomie gewonnen für den Wahl-Sonntag." Diese Selbstbestimmung werde in der Gesellschaft immer wichtiger. Die Menschen würden bequemer, flexibler und mobiler, sagt der Sprecher des Bundeswahlleiters, Klaus Pötzsch. Manche wollten sich den Sonntag für Unternehmungen frei halten, andere müssten arbeiten.

"Die Zahlen zeigen nach oben", sagt Pötzsch. Dieser Trend gilt mit Schwankungen schon seit 1957, als die Briefwahl zugelassen wurde. Bei der Bundestagswahl 2013 machte fast jeder Vierte davon Gebrauch. Vier Jahre vorher hatte gut jeder Fünfte (21,4 Prozent) sein Kreuz per Brief gemacht. Bei der Europawahl 2014 war es dann schon mehr als jeder Vierte (25,3 Prozent).

Briefwähler seien älter, lebten eher in der Stadt als auf dem Land und seien eher höher gebildet, fasst Schmitt-Beck eine Analyse der Wahl von 2013 zusammen. Klar ist, die allermeisten Briefwähler gehören nicht zu den Kurzentschlossenen. "Meistens wählen die per Briefwahl, die genau wissen, was sie wählen wollen", sagt Pötzsch. "Briefwähler sind zwangsläufig Leute, die schon früher zu ihrer Entscheidung gelangen", stellt auch Wissenschaftler Schmitt-Beck fest. Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen Ost und West. In den alten Bundesländern stimmen 2013 deutlich mehr Menschen per Brief ab als in den neuen. Spitzenreiter war Bayern mit einem Anteil von gut einem Drittel (35,3 Prozent).

Der Zweitstimmenanteil der Briefwähler von CDU/CSU, FDP und Grünen lag 2013 leicht über dem der Urnenwähler dieser Parteien. Bei SPD und der Linken war es umgekehrt. Der Unterschied betrug bei den Unionsparteien, der SPD und den Liberalen je 1,8 Prozentpunkte, bei den Grünen waren es 2,1. Am größten war die Differenz bei den Wählern der Linken mit 2,8 Prozentpunkten.

mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort