Fotos Doch, es gab sie: Zwölf denkwürdige Momente im Wahlkampf
Der Stinkefinger – Eine Woche vor dem Wahltag verursacht Peer Steinbrück mit einem Foto großes Aufsehen. Dem SZ-Magazin beantwortete er eine Frage nach seinen im Wahlkampf erworbenen Spitznamen wie „Pannen-Peer“ mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Als #Stinkefinger wurde das Ganze zum Mem im Internet.
Nahles singt das Pippi-Lied Eigentlich wollte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nur das Eigenlob der Bundesregierung bloß stellen. Doch dass sie dafür das Titellied von Pippi Langstrumpf anstimmte, war womöglich zu viel des Guten. "Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt", trällerte sie im Bundestag. Innerhalb kürzester Zeit geisterte die Passage durch das Internet. Am Ende bedankte sich sogar Staatsminister Eckardt von Klaeden (CDU) süffisant für das "möglicherweise unbeabsichtigte Kompliment". Pippi Langstrumpf sei "sehr mutig" und habe "Generationen von Mädchen ermuntert, Spaß zu haben und an eigene Fähigkeiten zu glauben".
Merkel gerät ins Schleudern - "Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anbelangt." Es war einer der seltenen Momente im Wahlkampf, in denen ein ausgebuffter Profi wie die Kanzlerin Angela Merkel in die Defensive gerät. In der „Wahlarena“ hatte ein homosexueller Bürger mit Fragen zum Adoptionsrecht für Homosexuelle konfrontiert. Am Ende gratulierte ihm Merkel zu seinem Mut.
TV-Duell – Doch, sicher: Das TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück zählte definitiv zu den Highlights im Wahlkampf. Als Sieger ging allerdings ein Dritter hervor: Moderator und Entertainer Stefan Raab erhielt für seine engagierten Fragen viel Lob.
FDP gleich NPD – Die FDP bebilderte in einem Fernsehfilm das Versprechen einer guten Zukunft mit einer durch eine sommerliche Allee radelnden Familie. Dumm nur, dass auch die rechtsextreme NPD in einem Film mit der Familie Werbung machte. Beide Parteien hatten die Bilder bei einer Agentur gekauft - die multifunktionale Familie radelte zudem in Finnland für Quarkwerbung.
Brüderle sagt die Wahrheit - FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle versuchte in einer Fernsehdebatte, das Wort Wahlversprechen zu definieren: "Wenn man viel sagt, Erwartungen hat und nix rauskommt." Das Publikum assoziierte die Beschreibung aber anders und rief im Chor "FDP" - der FDP-Spitzenmann konnte immerhin darüber lachen.
Der rasende Gabriel - SPD-Chef Sigmar Gabriel hält ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen aus Sicherheitsgründen für sinnvoll. Von seinem Chauffeur ließ sich Gabriel selbst aber kürzlich mit 180 Sachen zu einem Wahlkampftermin bringen, wie Reporter bemerkten. Obwohl keine Geschwindigkeitsbegrenzung vorlag, zahlte Gabriel selbstkritisch 500 Euro an die Verkehrswacht.
Reduktion auf die Raute - Die CDU sorgte am Berliner Hauptbahnhof mit einem gigantischen Plakat mit der als Merkel-Raute bekannt gewordenen Handhaltung ihrer Parteichefin Angela Merkel für viel Aufsehen. Im Internet nahmen viele das Motiv zum Anlass für Spott. In einer satirischen Umgestaltung verpasste etwa ein Nutzer dem bösartigen Atomkraftwerksbetreiber Montgomery Burns aus der US-Comicserie "Die Simpsons" die Hände - eine Anspielung auf Merkels vor der Atomkatastrophe von Fukushima atomfreundliche Haltung.
Die Grünen gehen baden – Trittin kentert. Die Fotos dieser Panne auf der Werra in Hessen hatten prophetische Kraft. Wenige Tage vor der Wahl stürzten die Grünen in den Umfragen ab. Das lag allerdings weniger an Trittins Ruderdefiziten, sondern wohl eher an Steuerplänen, Pädophilen-Debatte und Veggie-Day.
Steinbrücks Tränen – Beim kleinen Parteitag der SPD menschelte es kräftig. Erst verteidigt Gertrud Steinbrück ihren Mann mit gefühligen Worten gegen die öffentliche Angriffe der letzten Wochen. Dann will Moderatorin Bettina Boettinger wissen, warum er sich diese Tortur überhaupt noch antut. Steinbrück legt das Mikrofon beiseite, schluckt, die Hand zittert. Eine abwehrende Handbewegung. Tränen. Der Saal applaudiert minutenlang.
Liebe im Widerspruch - "Mit mir nicht" - Merkel zeigte den CSU-Forderungen nach einer Pkw-Maut für Ausländer im TV-Duell gegen die Steinbrück in seltener Eindeutigkeit die Rote Karte. CSU-Chef Horst Seehofer, in Bayern ebenfalls Wahlkämpfer, gab keinen Millimeter nach. Die Nonchalance, mit der beide den offenen Dissens während des Wahlkampfes ignorieren, ist beeindruckend.
Wieso denn der Rüttgers?
Nordrhein-Westfalens früherer Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist längst Politik-Rentner. Doch in Mönchengladbach feierte der CDU-Mann ein überraschendes Comeback. An mehreren Stellen standen Plakatwände, auf denen "unser Ministerpräsident" für die CDU warb. Die Plakate stammten noch von der Landtagswahl 2010, die zuständige Firma hatte sie nicht überklebt.