Wirbel um Atompapier Grünen-Fraktionschefin Künast greift Eon an

Berlin/Düsseldorf (RP). Ein Wahlkampfkonzept zur Kernenergie bringt den Düsseldorfer Strom- und Gaskonzern Eon in Bedrängnis. Die bekannte Berliner Politikberatungsfirma PRGS hatte es erstellt und am 19. November 2008 der Atom-Tochter Eon Kernkraft in Hannover unter dem Titel "Kommunikationskonzept Kernenergie – Strategie, Argumente und Maßnahmen" gesandt.

Künast, Westerwelle, Gysi - der TV-Dreikampf
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Berlin/Düsseldorf (RP). Ein Wahlkampfkonzept zur Kernenergie bringt den Düsseldorfer Strom- und Gaskonzern Eon in Bedrängnis. Die bekannte Berliner Politikberatungsfirma PRGS hatte es erstellt und am 19. November 2008 der Atom-Tochter Eon Kernkraft in Hannover unter dem Titel "Kommunikationskonzept Kernenergie — Strategie, Argumente und Maßnahmen" gesandt.

Das Papier enthält genaue Anweisungen und Strategien, wie Politiker, Journalisten und Ministerien für einen atomfreundlicheren Kurs gewonnen werden könnten. Dabei werden Journalisten in eher atomkritisch und atomfreundlich unterteilt. Kernpunkte des 109-seitigen Papiers sind verdeckte Botschaften über Internet-Blogs, die Vermeidung einer "scharf emotionalen Debatte" und die Anleitung, das Thema Kernkraft aus dem Wahlkampf zu verbannen.

Pünktlich vor dem Termin der Bundestagswahl wurde das Papier publik — und nun will keiner etwas damit zu tun haben. Eine Sprecherin von Eon Kernkraft sagte unserer Zeitung, die Atom-Tochter habe das Konzept weder bestellt noch bezahlt. Auch Thorsten Hofmann, der Geschäftsführer der Berliner Beratungsfirma PRGS, nannte das Konzept ein "Aquisitionspapier", also eine Studie, die lediglich als Anregung für eine weitere Zusammenarbeit gedacht war. Mit diesem Ziel sei er "kläglich gescheitert". Die Firma hätte zu wenig Expertise in der Kernkraftdiskussion.

PRGS hat in mehrerten Projekten für Eon Kernkraft gearbeitet. Zum Beispiel hat die Firma Argumentations- und Übersetzungshilfen in den Bereichen Sicherheit und Innovation für das Thema Kernenergie geliefert und dafür auch ein fünfstelliges Honorar kassiert.

In Berlin rief die Veröffentlichung atomkritische Politiker auf den Plan. Statt sich offen zur "hochriskanten Atomtechnologie" zu bekennen, setzten Energiekonzerne und ihre Berater auf "verdeckten Lobbyismus bei atomfreundlichen Ministerien und Abgeordneten", kritisierte die Grünen-Fraktionschefin Künast in unserer Zeitung. Das Papier zeige das "ganze Ausmaß des Atomfilzes im Land".

(RP)
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