Interview "Straßenwahlkampf" auf Youtube Von Storch und Bushido debattieren über Integration

Berlin · Es war ein Aufeinandertreffen zweier polarisierender Gegensätze: Rapper Bushido und AfD-Politikerin Beatrix von Storch diskutierten für das Video-Format "Straßenwahl" über den Islam, Flüchtlinge und den Begriff "schwul" als Schimpfwort. Am Ende waren sich beide jedoch nur darin einig: sich nicht einig zu sein.

Sein Kreuzchen will der Rapper bei der Bundestagswahl laut Interview nicht setzen, ein offenes Gespräch wollte er mit von Storch dennoch führen. Das halbstündige Video, das der Youtube-Kanal Hyperbole am Freitag veröffentlichte, wurde in 24 Stunden rund 150.000 Mal aufgerufen.

Bushido nutzte die Gelegenheit, der AfD Populismus und eine unmenschliche Politik bei Integration und Abschiebungen vorzuwerfen. Auf den Hinweis von Storchs, nicht "wir", sondern die Migranten hätten sich zu integrieren, fragt der Rapper: "Aber wer sind denn wir und wer sind denn die?" Von Storch: "Wir sind die Deutschen." Bushido: "Wir Deutsche. Das Einzige, das wir Deutsche gemeinsam haben, ist unsere Staatsangehörigkeit." Soziale Unterschiede führten dazu, dass es dieses "Wir" noch gar nicht gebe.

"Ich bin doch auch Moslem. Warum haben Sie gegen mich nichts?"

Mit Blick auf islamfeindliche Pauschalisierungen der AfD brennt dem 38-Jährigen eine Frage auf den Lippen: "Ich bin doch auch Moslem. Warum haben Sie gegen mich nichts?" Von Storchs Antwort: "Ich habe gegen Sie nichts, solange Sie sich an die deutschen Gesetze halten und diese anerkennen."

Die Politikerin warnt anschließend unter anderem vor vermeintlicher übertriebener Rücksicht auf Muslime, etwa beim Essen in öffentlichen Einrichtungen: "Wir fangen an, das Schweinefleisch direkt zu streichen. Das hat dramatische Folgen für Teile der deutschen Bevölkerung", sagt von Storch. Bushido hält entgegen: "Ich muss ganz ehrlich sagen, die Kultur mit Schweinefleisch zu definieren..." — bis von Storch schließlich einräumt: "Ich esse es auch nicht gerne."

Andersherum will von Storch vom Rapper wissen, was er denn selbst für die Integration geleistet habe — immerhin erhielt er 2011 den Bambi-Integrationspreis. "Ich habe das damals schon nicht verstanden, warum ich den Preis bekommen habe", räumt Bushido ein.

Auch mit Blick auf kriminelle Taten sagt er lapidar: "Ich bin auf Bewährung, also muss ich schon was getan haben." Kleinlaut wird er dagegen, als er auf schwulenfeindliche Texte angesprochen wird. Die Benutzung des Worts "schwul" in negativem Kontext sei zwar diskriminierend, gibt Bushido zu, aber: "Ich mach's trotzdem."

Das Treffen ist Teil des Interviewformats "Straßenwahl", in dem sich Politiker und Rapper sowie ein Moderator begegnen. Zuvor nahmen Anton Hofreiter von den Grünen und Katja Suding von der FDP daran teil.

(beaw)
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