SPD-Kanzlerkandidat in Aachen Schulz beendet Wahlkampf mit Heimspiel

Aachen · Monatelang ist Martin Schulz durch Deutschland getourt, jetzt ist er auf der Zielgeraden: In Aachen, ganz nah an seinem Wohnort Würselen, bedankt er sich für den Wahlkampf - "egal was morgen rauskommt".

 Martin Schulz bei seinem letzten Wahlkampf-Auftritt in Aachen.

Martin Schulz bei seinem letzten Wahlkampf-Auftritt in Aachen.

Foto: rtr, MDJ

Zum Abschluss ein Heimspiel: Vor der Kulisse des Aachener Kaiserdoms beendet SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Samstagnachmittag den Wahlkampf. Sein Wohnort liegt gleich nebenan: "das wunderschöne Würselen", jene "Stadt, in deren Schatten Aachen sich so gut entwickelt hat".

Die SPD-Tribüne steht auf einem Platz, auf dem früher Verbrecher an den Pranger gestellt wurden - doch Martin Schulz hat nichts dergleichen zu befürchten. Auf dem sonnenbeschienenen "Katschof" herrscht Volksfestatmosphäre, viele der etwa 4000 Besucher schwenken rote SPD- und blaue Europa-Flaggen. "Was für ein Anblick hier", freut sich Schulz. "Das macht auf den letzten Metern Mut."

 Martin Schulz in Siegerpose in Aachen.

Martin Schulz in Siegerpose in Aachen.

Foto: rtr, MDJ

Einer der SPD-Anhänger ist der 78 Jahre alte Rolf Schornstein: "Ich hab früher CDU gewählt", erzählt er. "Ich war selbstständig. Aber jetzt bin ich SPD. Bis 70 arbeiten? Das geht doch gar nicht! Und auch wenn ich selbst nicht gerade verhungere, ich kenne viele, die kommen mit ihrer Rente nicht hin."

Rolf Schornstein ist also überzeugt worden. Doch insgesamt scheint die Gerechtigkeitskampagne der SPD den Umfragen zufolge nicht so recht zu verfangen. Wenn die Demoskopen Recht behalten, hat Schulz kaum eine Chance, der zu werden, als der er bei vielen Wahlkampfveranstaltungen angekündigt worden ist: "der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland".

In Aachen kann Martin Schulz hin und wieder etwas von seinem rheinischen Dialekt einfließen lassen - er fragt hier, ob denn wirklich alles so "joot" sei, wie die CDU vorgebe. Doch inhaltlich hält er die gleiche Rede wie stets. Der Leitgedanke ist: Wenn ihr auch den Eindruck habt, dass Deutschlands Wohlstand dringend gerechter verteilt werden muss, dann wählt SPD!

Schulz ist Profi genug, um Optimismus und gute Laune zu verbreiten. Er erzählt selbst Witze über sich aus Satire-Sendungen - und kann darüber lachen. Vielleicht ist er tatsächlich auch erleichtert, dass der Wahlkampf jetzt vorbei ist.

"Ich bedanke mich von Herzen, dass ihr gekommen seid", sagt er am Schluss. "Ich bedanke mich bei allen, die mich in diesem Wahlkampf unterstützt haben. Egal was morgen rauskommt, es war ein großer, ein wunderbarer Wahlkampf." Und dann kommt - das hat es bei anderen Kundgebungen so nicht gegeben - seine Frau Inge auf die Bühne und umarmt ihn.

Rolf Schornstein ist sicher, dass "noch alles offen ist bis zum Letzten". Schulz selbst erzählt, ein Mann auf dem Platz habe ihm eben gesagt, dass sich am Wahlsonntag noch viele die Augen reiben würden.
Wen genau der Mann damit gemeint hat, bleibt offen.

(cbo, dpa/lnw)
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