TV-Duell zwischen Kanzlerin und Steinbrück Moderatoren wollen Merkel aus der Reserve locken

Berlin · Sie nennt ihren Herausforderer nicht beim Namen und zeigt sich im Wahlkampf bisher wenig angriffslustig: Nun wollen vier TV-Moderatoren Kanzlerin Angela Merkel beim Fernsehduell mit Peer Steinbrück Farbe bekennen lassen.

Diese Moderatoren warten auf Steinbrück und Merkel
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"Wir werden versuchen, Merkel aus der Reserve zu locken", sagte die ZDF-Polittalkerin Maybrit Illner am Freitag bei einer Präsentation im Fernsehstudio in Berlin-Adlershof. Von dort wird das einzige TV-Duell vor der Bundestagswahl am 22. September mit der CDU-Vorsitzenden und dem SPD-Kandidaten an diesem Sonntag ab 20.30 Uhr live ausgestrahlt. Merkel habe bisher jede Konfrontation vermieden, erklärte die ARD-Moderatorin Anne Will.

Umfragen zufolge genießt Merkel in der Bevölkerung weit mehr Vertrauen als Steinbrück. Wechselstimmung ist nicht auszumachen. Steinbrück gilt aber als besserer Redner. Deswegen werden ihm Chancen zugerechnet, durch das Duell noch neue Wähler für die SPD zu gewinnen. "Erfahrene Kanzlerin trifft auf rhetorisch versierten Herausforderer", beschrieb Illner die Ausgangslage.

Der RTL-Moderator Peter Kloeppel sagte, mit dem einzigen gemeinsamen Auftritt könnten sich die Zuschauer ein Bild der beiden Kandidaten machen. Diese müssten sich - vor himmelblauer Kulisse - zwar nicht direkt in die Augen sehen, aber es bedürfe nur einer leichten Drehung, um den Kontrahenten anzuschauen.

Die Themenpalette dürfte breit gefächert sein: von Syrien, Eurokrise und Steuerplänen über Familienpolitik sowie Miet- und Strompreise bis zu Pkw-Maut, NSA-Geheimdienstaffäre und Koalitionsoptionen. Das Fernsehduell 2009 von Merkel und dem damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier sahen rund 14 Millionen Menschen. 2005 beim Duell der damaligen CDU-Kandidatin Merkel gegen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) waren es knapp 21 Millionen Zuschauer.

Der ProSieben-Entertainer Stefan Raab, der erstmals zu den Moderatoren des Duells gehört, verglich die Runde mit einem "Endspiel". Durch die gleichzeitige Übertragung bei ARD, ZDF, RTL und ProSieben würden Millionen Zuschauer das Gefühl bekommen, "dass man zuschauen muss", sagte Raab. Die Konfrontation der Kandidaten sei wichtig für die Meinungsbildung. Er sei zwar ein emotionaler Mensch und wolle sich als "Teamplayer" an die Regeln der Fragerunde halten, versicherte TV-Spaßvogel Raab. Für "Wischiwaschi" sei ohnehin kaum Zeit. Aber er sagte auch: "Ich hoffe, es gehen mir nicht die Pferde durch."

Die möglichen Themen

Die Themenpalette für das TV-Duell ist breit gefächert. Ein Überblick:

FAMILIENPOLITIK - Größter Zankapfel bleibt das Betreuungsgeld. Die SPD will es bei einem Wahlsieg abschaffen.

MIETEN - Gegen drastische Mieterhöhungen vor allem in begehrten Großstadtvierteln schlagen Union und SPD Preisbremsen vor.

STROMPREISE - Steinbrück wirft Merkel vor, sie habe das Versprechen gebrochen, die Ökostrom-Umlage bei 3,5 Cent die Kilowattstunde stabil zu halten. Heute sind es 5,277 Cent. Die Union hält das SPD-Konzept zur Senkung der Stromsteuer für wirkungslos.

STEUERERHÖHUNGEN - Die SPD will den Spitzensteuersatz für Einkommen von 100 000 Euro an von 42 auf 49 Prozent anheben. Die Union will heimliche Steuererhöhungen verhindern - Stichwort kalte Progression.

GRIECHENLAND/EURO - Die SPD wirft der Regierung vor, die weiteren Kosten der Griechenland-Rettung zu verschweigen.

STEUERBETRUG - Die SPD will als Kämpfer gegen Steuerbetrug und Steuerumgehung punkten.

FINANZMARKT - Steinbrück wirft Schwarz-Gelb Untätigkeit bei der Regulierung der Finanzmärkte und Fehler bei der Bankenunion vor.

PKW-MAUT - Die SPD will keine Pkw-Maut, aber unter anderem die Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ausweiten. Die CSU will ultimativ eine Maut für ausländische Pkw, die CDU bisher nicht.

NSA - Während die Regierung das Thema für erledigt hält, fordert die SPD weitere Aufklärung.

ROT-ROT-GRÜN - Die Union unterstellt der SPD, falls möglich eine rot-rot-grüne Koalition auf den Weg bringen zu wollen.

HAUSHALT - Die Union will mit der verbesserten Lage der Staatskassen und dem nahen Haushaltsausgleich punkten.

SYRIEN - Merkel hat sich darauf festgelegt, dass Deutschland bei einem internationalen Militäreinsatz nicht dabei sein wird. Steinbrück sieht das im Prinzip genauso.

(dpa)
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