Wahlkampf 2013 Umfrage: Merkel beliebter als Steinbrück

Düsseldorf · Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wird es schwer haben, sich gegen Merkel durchzusetzen. Im direkten Vergleich liegt der 65-Jährige in den aktuellen Umfragen weit hinter der Kanzlerin zurück. Auch für Rot-Grün gibt es derzeit keine Mehrheit.

Reaktionen auf die Nominierung Steinbrücks als SPD-Kanzlerkandidat
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Foto: dpa, Friso Gentsch

Mit markigen Worten läutete Peer Steinbrück auf dem NRW-Parteitag in Münster den Wahlkampf für die SPD ein. Das Ende der Regierung Merkel stehe bevor, verkündet er beim ersten Auftritt nach der Entscheidung über seine Kanzlerkandidatur am Freitag. "Wir setzen eindeutig auf Sieg und nicht auf Platz", sagt er und betont mit Blick auf CDU, CSU und FDP: "Wir wollen alle drei rausschmeißen aus dieser Regierung." Doch die Aussichten seiner Partei bleiben bis auf weiteres trüb.

Umfrage: Keine Mehrheit für Rot-Grün

Als SPD-Kanzlerkandidat geht Steinbrück weiter mit großem Rückstand seiner Partei auf die Union ins Rennen. Im aktuellen Emnid-Sonntagstrend bleibt die SPD mit 27 Prozent unverändert zehn Punkte hinter der Union (37 Prozent). Rot-Grün käme zusammen auf 40 Prozent, wie die Umfrage im Auftrag der Zeitung "Bild am Sonntag" ergab. Die derzeitige Regierungskoalition liegt trotz der andauernden Schwäche der FDP, die bei fünf Prozent stagniert, bei insgesamt 42 Prozent. Die Umfrage war noch in den Tagen vor der Bekanntgabe der SPD-Kanzlerkandidatur durchgeführt worden.

Dabei schließt Steinbrück eine rot-grüne Minderheitsregierung genauso aus wie ein Bündnis mit den Linken oder den Piraten. Noch stehen die genannten Parteien trotz Verluste besser da als die FPD. Die Linke liegt in den Umfragen derzeit bei acht, die Piraten bei sechs Prozent. Doch für Steinbrück steht fest: "Die SPD wird mit der Linken keine Koalition bilden. Die Piraten werden nicht regieren wollen - und könnten es auch nicht", sagte er der "Welt am Sonntag". "Deswegen tun wir alles dafür, so stark wie möglich zu werden und die Regierung anzuführen."

Auch für eine Große Koalition wird Steinbrück nicht zur Verfügung stehen: "Ich bin nicht zu gewinnen für ein Kabinett Merkel", betonte er am Samstag beim SPD-Landesparteitag in NRW. Klares Ziel sei es, die schwarz-gelbe Bundesregierung mit Rot-Grün komplett abzulösen.

Merkel in der Wählergunst klar vorne

Und auch im direkten Vergleich mit der Kanzlerin liegt Steinbrück hinten. Würde der Kanzler direkt gewählt, käme Merkel auf 46 Prozent, Steinbrück auf 37 Prozent, ergab eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag von "Bild am Sonntag". Zudem glauben fast zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent) nicht, dass Steinbrück im kommenden Jahr tatsächlich Bundeskanzler werden wird. Nur 27 Prozent der insgesamt 500 Befragten erwarten, dass Peer Steinbrück 2013 tatsächlich Kanzlerin Merkel ablöst.

Bei der Frage, ob Peer Steinbrück als SPD-Kanzlerkandidat eine gute Wahl ist, stimmen immerhin 59 Prozent der Befragten zu. Nur 26 Prozent halten ihn für keinen guten SPD-Kanzlerkandidaten. Die Unterstützung seiner Partei scheint er vorerst zu haben. Jedenfalls konnte er die Basis am Samstag beim NRW-Landesparteitag in Münster für sich erwärmen. Doch der umstrittene Genosse wird auch weiterhin mit Ressentiment aus den eigenen Reihen zu kämpfen haben, obwohl sich viele "angenehm überrascht" zeigten nach seinem ersten Auftritt an der Basis nach der Nominierung.

Kandidat mit Ecken und Kanten

In seiner Rede am Samstag war Steinbrück mit den Ressentiments seiner Partei humorvoll umgegangen. Der Wahlkampf müsse Spaß machen; Spitzen, Leichtigkeit und Humor dürften nicht ausgeschlossen werden. Steinbrück lobte die präventive Politik der rot-grünen Landesregierung, vor allem in Bildung zu investieren. Zudem deutete Steinbrück an, wie man in Zukunft miteinander auskommen könnte. Das Programm müsse zum Kandidaten passen und umgekehrt. Zugleich betonte er, die Partei müsse ihm im Wahlkampf "auch etwas Beinfreiheit lassen". Um Kanzler zu werden, müsse er im Wahlkampf nicht nur die 500.000 SPD-Mitglieder überzeugen, sondern auch Millionen Wähler.

Wie er diese "Beinfreiheit" im Wahlkampf in Anspruch nehmen wird, wird sich noch zeigen. Zu seiner Wahlkampfstrategie äußerte er sich in der "Welt am Sonntag" jedenfalls zurückhaltend: "Es gibt keine fertige Blaupause, wie die SPD die Wahl gewinnt. Jeder Wahlkampf unterliegt eigenen Bedingungen", sagte er. "Es geht nicht um Herrn Steinbrück oder Frau Merkel. Es geht darum, wie man Deutschland besser machen kann."

(rm)
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