Reaktionen auf Wahlergebnisse "Gruseliger Wahlabend, eine Katastrophe für Deutschland"

Düsseldorf · Vor allem das starke Ergebnis der AfD bei der Bundestagswahl löst heftige Reaktionen im Netz aus. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann spricht von einer "Zäsur für die Demokratie". Der Überblick.

Die erste Prognose um 18 Uhr war noch nicht einmal wenige Minuten alt, da kündigte AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland an: "Wir werden sie jagen." Sie damit meinte er vor allem die CDU und die SPD. Denn die beiden Parteien haben deutlich verloren: Die CDU bleibt immerhin stärkste Kraft mit 32,8 Prozent, die SPD bekommt 20,7 Prozent. Die AfD schafft aus dem Stand 13,2 Prozent.

Kurz nach der ersten Prognose um 18 Uhr kündigten führende SPD-Politiker bereits an, in die Opposition gehen zu wollen - darunter die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig. Der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Thomas Oppermann, erklärte in der ZDF-Wahlsendung, der Einzug der AfD ins Parlament sei eine "Zäsur für die Demokratie". Erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs sei eine nationalkonservative Partei ins Parlament gewählt worden.

Martin Schulz, SPD-Kanzlerkandidat, erklärte im Willy-Brandt-Haus in Berlin, dies sei ein "schwerer und bitterer Tag für die Sozialdemokratie. Er wolle aber Parteivorsitzender bleiben, sagte er im ZDF. Er habe die "volle Rückendeckung". Bundeskanzlerin Angela Merkel warf er "Etikettenschwindel" vor, Merkel habe die Ideen der SPD übernommen. Das habe zum "Aushölen der bürgerlichen Mitte" geführt.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter bedankte sich FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner als einer der ersten bei den Wählern. Die FDP erhielt nach der ersten Hochrechnung 10,4 Prozent der Stimmen. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 war sie an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Vor allem der Einzug der AfD in den Bundestag löste in den sozialen Netzwerken Reaktionen aus. Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry zitierte den indischen Friedensaktivisten und Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi. Der thüringische AfD-Landessprecher Björn Höcke sagte, er sei "überglücklich" über den Wahlausgang. "Wir werden mehr Meinungspluralismus erleben im Bundestag, wir werden eine lebendige Demokratie erleben durch die AfD", sagte er.

Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel bedankte sich bei ihren Wählern auf Twitter. Am Abend versammelten sich einige hundert Demonstranten vor einem Hochhaus am Alexanderplatz in Berlin, wo die AfD ihren Einzug in den Bundestag feiert.

Der Linken-Politiker Niema Movassat reagierte auf die erste Äußerung von Gauland bei Facebook. Movassat war bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Oberhausen und Dinslaken für die Linkspartei angetreten. Die Linkspartei erreicht rund neun Prozent der Stimmen. Sie hatte in der letzten Legislaturperiode die Opposition im Bundestag angeführt.

Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir zeigte geteilte Freude. Die Grünen haben 9,1 Prozent nach ersten Hochrechnungen erreicht - damit haben sie die Linkspartei überholt. Das Ergebnis könnte noch besser ausfallen als 2013. Die Grünen werden als Junior-Partner in einer möglichen Jamaika-Koalition gehandelt. Dazu sagte Grünen-Spitzenpolitiker und bisheriger Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter: "Wenn's inhaltlich geht, dann geht's, und wenn's inhaltlich nicht geht, dann geht's eben nicht."

Die CDU hat das voraussichtlich das zweitschlechteste Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik erzielt. Nur 1949 wählten weniger Menschen die Union. Angela Merkel trat im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin dennoch als Wahlsiegerin auf. Der Regierungsauftrag liege weiter bei der Union. Im Netz wird die amtierende Bundeskanzlerin dafür kritisiert, dass sie das Ergebnis schön rede.

Der CDU-Politiker Hartmut Koschyk sieht im Einzug der AfD eine Herausforderung für die demokratischen Kräfte.

(heif)
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