Bonn Westerwelle unterliegt Ulrich Kelber

Bonn (RPO). Mit rund 15 Prozent hat Guido Westerwelle das beste FDP-Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik für seine Partei auf Bundesebene eingefahren. Dennoch erleidet der FDP-Chef an diesem Wahlsonntag eine kleine Niederlage. Im Kampf um die Erststimmen in seinem Wahlkreis Bonn unterlag er seinen Rivalen von CDU und SPD.

 Mit 33,58 Prozent der Erststimmen ist Ulrich Kelber (SPD) der Wahlsieger im Wahlkreis Bonn. Bei der letzten Wahl hatte der Bundestagsabgeordnete noch 42 Prozent der Stimmen geholt.

Mit 33,58 Prozent der Erststimmen ist Ulrich Kelber (SPD) der Wahlsieger im Wahlkreis Bonn. Bei der letzten Wahl hatte der Bundestagsabgeordnete noch 42 Prozent der Stimmen geholt.

Foto: Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

FDP-Chef Guido Westerwelle hat sein Ziel verfehlt, in seiner Heimatstadt Bonn das Direktmandat zu holen. Der Partei- und Fraktionschef der Liberalen erreichte nur 19,1 Prozent der Erststimmen, wie der Landeswahlleiter am Sonntagabend mitteilte. Gewählt wurde mit 33,3 Prozent der SPD-Kandidat, Fraktionsvize Ulrich Kelber. Stephan Eisel von der CDU konnte 31,19 Prozent der Erstimmen der 218.000 wahlberechtigten Bonner Bürger auf sich vereinen.

 CDU-Mann Stephan Eisel kommt bislang auf rund 31 Prozent der Erststimmen.

CDU-Mann Stephan Eisel kommt bislang auf rund 31 Prozent der Erststimmen.

Foto: Stephan Eisel

Westerwelle hatte das erste Mal seit Jahren wieder ein Direktmandat für die Liberalen holen wollen. Zuletzt war der Partei das 1990 gelungen. Damals hatte der Abgeordnete Uwe Lühr den Wahlkreis Halle — Heimatstadt des damaligen Bundesaußenministers Hans Dietrich Genscher (FDP) — gewonnen.

Gespaltener Wahlkampf

Der Wahlkampf des FDP-Chefs war gespalten — zumindest beim Werben um die Erststimmen in den Wahlkreisen: Im Wahlkreis Hamm-Unna II setzte sich der FDP-Chef offensiv für die Wahl des Direktkandidaten der CDU, Laurenz Meyer, ein. "Nachdrücklich" warb er einerseits für den über die Landesliste abgesicherten eigenen Kandidaten Jörg von Essen und eine FDP-Zweitstimme, "besonders herzlich" begrüßte er aber auch auf einer Wahlkampfveranstaltung in Hamm den gefährdeten CDU-Mann Meyer.

Eigene Strategie für Bonn

In Bonn, seinem eigenen Wahlkreis, wählte der 47-Jährige dagegen eine andere Strategie. Hier setzte er alles auf eine Karte. Anfang September kündigte er an, er wolle in seiner Heimatstadt das Direktmandat holen. Ein riskantes Unterfangen. Bei der Wahl 2005 hatte Ulrich Kelber (SPD) den Wahlkreis 97 mit 42 Prozent der Erststimmen direkt geholt, Stephan Eisel (CDU) kam auf 39,5 Prozent, Westerwelle auf 8,7 Prozent.

"Die Union hat es zweimal versemmelt"

Damals hatte der FDP-Kandidat die Wahl seines Konkurrenten empfohlen. Diesmal wollte er sich nicht hinten anstellen, sondern den Bürgern seinen Führungsanspruch vermitteln. "Die Union hat es zweimal versemmelt", sagte Westerwelle gegenüber der "Kölnischen Rundschau". Damit spielte er auf die Niederlagen der Christdemokraten bei den Wahlen 2005 und 2002 an. Diesmal wolle er nicht als Zählkandidat antreten, sondern den Bonner Bürgern zeigen, dass er ihre Stadt vertreten könne.

Woher kam die Zuversicht?

Woher kam die Zuversicht, hatte er doch im Fall von Hamm-Unna II die Wahl des Unionskandidaten Laurenz Meyer empfohlen? Nach der Kommunalwahl hatte Westerwelle den Glauben an die Siegeschancen der Bonner CDU verloren. Unions-Kandidat Christian Dürig war mit 35,5 Prozent der Stimmen seinem Konkurrenten von der SPD, Jürgen Nimptsch (40,9 Prozent) deutlich unterlegen.

Für die Mehrheit nicht überzeugend

Damit sei klar, "dass die Union diesen Wahlkreis nicht erobern kann", sie habe ihre Chance verspielt, "deswegen werde ich meine Chance suchen", so Westerwelle gegenüber der Zeitung. Und der Chef der Liberalen legte nach: Im Gegensatz zum übrigen NRW-Umfeld sei die Bonner CDU "nicht in einem Zustand, in dem sie die Mehrheit der Bürger als überzeugend ansieht", so Westerwelle.

Hilfe durch den ehemaligen politischen Gegner

Am Ende reichte die Schwäche der CDU jedoch nicht aus, um der FDP erstmals seit 1990 wieder ein Direktmandat zu bescheren. Da half auch die Offensive Werbung des ehemals politischen Gegners nichts. Im Endspurt des Wahlkampfes hatte sich Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement in die Kampagne für Westerwelles Direktmandat eingeschaltet. In einer Anzeige des "Bonner General-Anzeigers" erklärte der ehemalige SPD-Parteivize: "Deutschland muss nach meiner Überzeugung wieder ein Land des Fortschritts werden. Dafür unterstütze ich bei dieser Wahl mit meiner Stimme Dr. Guido Westerwelle. Wolfgang Clement."

Westerwelle auf dem Weg ins Außenministerium

Am Ende reichte es dennoch nur für 19 Prozent. Doch diese Niederlage wird der FDP-Chef verschmerzen können. Seine Partei wird das beste Ergebnis ihrer Geschichte bei den Koalitionsverhandlungen in die Waagschale werfen — und auch bei der Verteilung der künftigen Ministerposten können sie selbstbewusst auftreten. Westerwelle wird wohl das Außenministerium übernehmen, darüber hinaus könnten noch drei weitere Posten für die FDP drin sein. Als ministrabel gelten vor allem der Finanzexperte Hermann Otto Solms und die frühere Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger. Rainer Brüderle wird immer wieder für das Wirtschaftsressort genannt.

(RPO)
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