Bundeswehr-Reform Von der Leyen setzt wieder auf Panzer

Berlin · Komando zurück bei der Bundeswehr. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stoppt den weiteren Abbau der Bundeswehr und aktiviert ein ganzes Kampfpanzerbataillon.

Bundeswehr-Reform: Ursula von der Leyen setzt wieder auf Panzer
Foto: dpa, cul htf dan

Die Bundeswehr soll nicht nur als Arbeitsplatz attraktiver werden, sondern sich auch wieder mehr in Richtung klassischer Landesverteidigung entwickeln. Einen Tag nach der Zustimmung des Bundestages für eine bessere Absicherung der Soldaten vollzog Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) einen Schwenk beim Gerät und setzt nun angesichts der Ukraine-Krise auf mehr Panzer.

Gleichzeitig distanzierte sich die Ministerin im Gespräch mit ihren Truppenmedien von dem Grundgedanken "Breite vor Tiefe", der als Überschrift über den bisherigen Bundeswehrreformen gestanden hatte. Dahinter steckte der Leitgedanke, möglichst viele militärische Fähigkeiten erfüllen zu können, diese aber nicht nachhaltig vorhalten zu müssen. Das führte nach Einschätzung von der Leyens zu einer Mangelverwaltung, die den Grund- und Ausbildungsbetrieb der Bundeswehr zunehmend auszuhöhlen droht. Eine "angemessene Breite" an Fähigkeiten sei zwar wichtig, erklärte die CDU-Politikerin. "Wir brauchen aber ebenso dringend bei einzelnen Schlüsselfähigkeiten mehr Durchhaltetiefe", fügte sie hinzu.

Als Beispiel nannte von der Leyen die Kampfpanzer Leopard 2. Sie werde mit der Praxis Schluss machen, derartiges gutes Material abzugeben oder zu verschrotten. Seit 1979 hat die Bundeswehr die Zahl von Leopard 2 von 2125 auf 225 verringert. Und auch die stehen nur auf dem Papier. Tatsächlich verfügt das Heer derzeit nur über 220 Exemplare - ganz abgesehen davon, wie viele davon überhaupt jederzeit einsatzbereit sind. Unter ihrem Vorgänger Thomas de Maizière (CDU) war das "Dynamische Verfügbarkeitsmanagement" ausgetüftelt worden, wodurch kostensparend nur rund 70 Prozent der eingeplanten Geräte tatsächlich vorhanden sein mussten. Sollte es in einer Krise aber zur Mobilmachung kommen, stünden große Teile der gepanzerten Verbände ohne eigene Panzer da.

Bei den Kämpfen in der Ost-Ukraine zeigt sich jedoch, wie wirksam Interessen und Drohungen im Jahr 2015 durchgesetzt werden können, wenn modernisiertes gepanzertes Großgerät zur Verfügung steht. Einer Drohung gegen die Nato oder das eigene Land hätte die Bundeswehr nur theoretisch sechs Bataillone mit je 700 Soldaten und 44 Kampfpanzern entgegenzusetzen. Tatsächlich aber sind zwei davon lediglich Kader-Verbände. Einen will von der Leyen nun im niedersächsischen Bergen aktivieren.

Nach Informationen unserer Zeitung beginnt die Truppe damit, alle erreichbaren Panzer zusammenzukratzen. In den Depots hat das Heer noch 90 Fahrgestelle ohne Turm gefunden, die möglicherweise wenigstens zum Teil wieder fit gemacht werden könnten. Weitere 16 Panzer könnten die Deutschen von den Niederländern bekommen, und auch die Kanadier geben die für den Afghanistan-Einsatz ausgeliehenen 20 Leopard-Panzer in überarbeiteter Variante zurück.

Auch an anderer Stelle deutet von der Leyen Umdenken an: Bei der Gesamtstärke der Streitkräfte werde es bleiben. Doch das Verhältnis von Zeit- und Berufssoldaten will sie noch mal überprüfen - und wieder mehr Zivilbeschäftigte vorsehen.

(may-/mic)
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