Nato-Speerspitze Bundeswehrsoldaten fehlt es an Zelten und Schutzwesten

Berlin · Schutzwesten, Winterbekleidung, Zelte - der Bundeswehr fehlt es laut einem internen Bericht für die Nato-Speerspitze nicht nur an Panzern. Erst 2021 sollen diese Lücken geschlossen werden.

 Die Uniform eines Bundeswehrsoldaten (Symbolfoto).

Die Uniform eines Bundeswehrsoldaten (Symbolfoto).

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Bundeswehr hat nicht nur Probleme, genügend Panzer für die schnelle Eingreiftruppe der Nato zu stellen. Sie kann auch ihre eigenen Soldaten nicht mit ausreichend Schutzwesten, Winterbekleidung und Zelten ausstatten. Das geht aus einem Papier aus dem Verteidigungsministerium hervor, das unserer Redaktion vorliegt.

"Im Bereich bewegliche Unterbringung im Einsatz weist das Heer bis mindestens 2021 eine Fähigkeitslücke auf", heißt es in dem internen Bericht des Heereskommandos. Im Folgenden wird darauf verwiesen, dass für den Zeitraum 2018 bis 2020 ein Bedarf von 10.282 "Unterbringungseinheiten" gefordert sei, dafür aber nur 2500 zur Verfügung stünden, die zudem für diesen Zweck gar nicht geeignet seien. Auch im Bereich der Schutzwesten und Winterbekleidung sei eine gesicherte Deckung der Anforderungen "nicht möglich", da eine "Ausstattungslücke" vorliege.

Zwei "Sofortinitiativen" bislang nicht erfolgreich

Das bedeutet: Wenn die Bundeswehr für einen Einsatz im Rahmen der Nato-Speerspitze angefordert wird, sind nicht für alle Soldaten genügend Schutzwesten, Winterbekleidung und Zelte vorhanden. Dabei sollen 5000 Soldaten eigentlich ständig in höchster Bereitschaft gehalten werden, um als "Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) innerhalb von 48 bis 72 Stunden an jedem Ort einsatzbereit sein, an dem sie benötigt werden. 2019 soll Deutschland sogar die Führung übernehmen.

Doch auch der Versuch des Heeres, mit zwei "Sofortinitiativen" zumindest ab 2019 den Bedarf decken zu können, war bislang nicht erfolgreich. Selbst das Bemühen, Winterbekleidung von anderer Stelle für die schnelle Eingreiftruppe reservieren zu lassen, "scheiterte bisher am Widerstand BAAINBw", also am Beschaffungsamt der Truppe, heißt es in dem Papier weiter.

Parlamentarier reagieren empört. Der Verteidigungsausschuss brauche nun schnell einen Gesamtüberblick über die materielle Einsatzbereitschaft, sagt SPD-Verteidigungsexperte Fritz Felgentreu. Derartige Versorgungslücken, zumal bei wichtigen Nato-Vorhaben, "können und werden wir nicht akzeptieren", kündigt Felgentreu an. Auch Florian Hahn (CSU) verlangt, die Materiallücken zu schließen. "Beste Ausrüstung für unsere Soldaten - das haben wir auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben", betont Hahn.

Strack-Zimmermann spricht von Skandal gegenüber den Soldaten

Das sei ein Skandal gegenüber den Soldaten und beschämend gegenüber den Bündnispartnern, meint die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. "Dass selbst die Basisausrüstung wie Schutzwesten und Winterbekleidung fehlt, zeigt, in welchen erbärmlichen Zustand die Bundeswehr inzwischen runtergespart wurde", so die Liberale.

Die FDP werde deshalb in der nächsten Sitzung des Verteidigungsausschusses einen Unterausschuss beantragen, der sich mit "dieser skandalösen Situation beschäftigen" solle.

(may-)
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