Schwerkranke sollen leichter an Cannabis kommen Regierung plant Gras auf Rezept

Berlin · Schwerkranke Patienten sollen nach dem Willen der Koalition schon vom nächsten Jahr an Cannabis auf Rezept erhalten können. Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler will erreichen, dass die Krankenkassen dann die Kosten übernehmen.

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Foto: dpa, obe fpt hjb lre

"Mein Ziel ist, dass in Zukunft mehr Menschen als bisher Cannabis als Medizin bekommen können", sagte die CSU-Politikerin der "Welt".

Das Gesundheitsministerium arbeitet bereits an einer Regelung. Ein entsprechendes Gesetz könnte laut Mortler 2016 in Kraft treten.
Chronisch kranke Schmerzpatienten, die etwa in der eigenen Wohnung Hanfpflanzen anbauen, können derzeit aufgrund der geltenden Gesetzeslage rasch ins Visier von Ermittlern geraten. Besitz, Anbau und Handel sind verboten.

Cannabis-Präparate in der Apotheke sind teuer. Die Kosten werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Gehen Aidskranke oder Krebspatienten den legalen Weg, müssen sie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine individuelle Behandlung mit Cannabis beantragen. Bundesweit haben aber weniger als 300 Patienten diese Erlaubnis. Die Kassen beteiligen sich nicht.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist dafür, Betroffenen zu helfen. Es sei wichtig, "dass wir für schwerstkranke Patientinnen und Patienten die bestehenden Möglichkeiten des Einsatzes von Cannabis als Medizin ausweiten und verbessern", schrieb Merkel kürzlich auf eine Anfrage eines Bürgers in ihrem Internet-Blog.

Weiter will Merkel aber nicht gehen: "Cannabis ist keine harmlose Droge. Für eine unbegrenzte Freigabe von Cannabis ist weit und breit keine politische Mehrheit in Sicht." Deshalb gebe es in Deutschland weiterhin einen sinnvollen Mix aus Prävention, Beratung und Behandlung.

Linksfraktionschef Gregor Gysi sprach sich dagegen für eine generelle Cannabis-Legalisierung aus: "Es ist nicht schlimmer als Alkohol, und Alkohol erlauben wir auch." Auch die Grünen plädierten dafür.

Im Vorjahr hatte das Verwaltungsgericht Köln drei chronischen Schmerzpatienten erlaubt, als "Notlösung" in ihren Wohnungen Cannabis anzubauen, da entsprechende Medikamente wegen fehlender Kostenübernahme für sie unerschwinglich seien.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will nun rasch für Klarheit sorgen: "Dazu gehört die Frage der Kostenerstattung durch die Krankenkassen in diesen medizinisch begründeten Fällen, aber auch die Frage, wie Missbrauch wirksam verhindert werden kann."

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland - aber auch Basis für Medikamente. Den beiden Hauptwirkstoffen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) wird eine krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, der Arzt Franjo Grotenhermen, begrüßte, dass die Bundesregierung sich des Themas annehmen will. "Es ist schön, dass da endlich Bewegung reinkommt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Teufel liege allerdings im Detail. "Man wird sehen, wie viele Patienten davon wirklich profitieren werden."

(dpa)
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