CDU-Basis macht ihrem Unmut Luft "Pofallas Schweigen schadet der Partei in NRW"

Düsseldorf · Am Dienstagabend traf sich der CDU-Ortsverband Geldern in der Gaststätte "Lindenstuben". Viele CDU-Mitglieder kamen, um ihrer Enttäuschung Luft zu machen.

Ronald Pofall – über Weeze und die CDU zur Deutschen Bahn
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Das ist Ronald Pofalla

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Sie sind unzufrieden mit ihrem Bundestagsabgeordneten Ronald Pofalla. "Sein angeblicher Wechsel in den Bahnvorstand liegt uns schwer auf der Seele", sagt Ortsverbandschef Karl-Heinz Lorenz. "Wie soll ich unsere Leute jetzt noch motivieren, sich bei den anstehenden Wahlen zu engagieren?", fragt der 66-Jährige. Das Schweigen des früheren Kanzleramtschefs schade derzeit dem Ansehen der CDU und werde sich möglicherweise bei der Kommunalwahl im Mai rächen, fasst Lorenz zusammen.

Harte Worte — auch zwei Wochen nach den ersten Spekulationen über die neuen Berufsperspektiven des Chefs der Niederrhein-CDU schwächt sich der Unmut über Pofalla an der Basis nicht ab. Der frühere Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel war bei der Bundestagswahl im September im Kreis Kleve mit 50,9 Prozent gewählt worden.

"Er sollte sich bei den Mitgliedern entschuldigen", fordert Norbert Ricking, der viele Jahre für die CDU im Stadtrat von Rheinberg Politik gemacht hat. "Viele haben jede Menge Zeit in den Wahlkampf für Pofalla investiert", kritisiert das "Urgestein". Jetzt lasse er seine Unterstützer im Stich. Der Bahn fehle schon jetzt das Geld für notwendige Investitionen — viele Pendler wünschten sich, dass das Millionengehalt für Pofalla sinnvoller investiert werde.

Unklar, wann sich Pofalla äußern will

Auch Ulrich Francken, seit 2001 Bürgermeister von Weeze, kann Pofalla nicht verstehen: "Ich schätze seine langjährige politische Arbeit. Aber die Wähler haben jetzt ein Recht darauf, endlich über seine Pläne informiert zu werden."

Der Ärger über den mutmaßlichen Wechsel beschränkt sich aber nicht nur auf den Niederrhein. "Das ist ein handwerklicher Fehler, was die Art und den Zeitpunkt der Kommunikation angeht", erklärte Marc Blondin, Vorsitzender der CDU in Krefeld. Austritte habe es aber bislang nicht gegeben.

Auch bei der CDU in Neuss sorgt der Wechsel für Unruhe. "Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft müssen möglich sein", sagt Parteichef Jörg Geerlings. Jetzt sei es an der Zeit, eine Karenzzeit zwischen den Tätigkeiten verbindlich festzulegen. Thomas Kufen, Landtagsabgeordneter und Fraktionschef der CDU im Stadtrat von Essen, erklärte, die Verärgerung mancher Mitglieder über die Gerüchte sei verständlich. Die Bahn werde aber von einem Wechsel profitieren.

Wann sich Pofalla zu dem Vorgang äußern will, ist bislang unklar. Der gebürtige Weezer gehört dem Bundestag seit 1990 an.

(RP)
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