Landtagswahl CDU-Führung blickt sorgenvoll nach Dresden

Dresden · Das Wahlergebnis in Sachsen hat in der Bundeshauptstadt sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während vor allem die Anhänger der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) sich über ein beachtliches Ergebnis freuten, gab man sich bei der FDP niedergeschlagen: Mit unter fünf Prozent der Stimmen sind die Liberalen aus dem sächsischen Parlament geflogen, die bisherige schwarz-gelbe Regierung ist eindeutig abgewählt worden.

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Foto: dpa, dna pzi

Der Spitzenkandidat der FDP in Sachsen, Holger Zastrow, fand keine Erklärung für das Ergebnis. "Was soll ich sagen, begreift Ihr das?", fragte er in die Runde. Parteichef Christian Lindner sagte hingegen, die FDP werde noch zu oft mit der enttäuschenden Regierungsbeteiligung im Bund von 2009 bis 2013 verbunden. "Das müssen wir überwinden", so Lindner. Er halte das "klassisch liberale Profil" seiner Partei aber für "unverändert attraktiv".

Bei den Volksparteien herrschte pragmatische Stimmung. CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich wurde wiedergewählt, in Berlin wird das anerkannt. Michael Grosse-Brömer (CDU), Unionsgeschäftsführer im Bundestag, wertete es als "großartiges Ergebnis". Allerdings machte er keinen Hehl daraus, dass in der Berliner CDU-Zentrale Sorge herrscht, Tillich könnte ein Bündnis mit der AfD eingehen. "Wir haben in Berlin eine klare Auffassung dazu", sagte Grosse-Brömer. "Wir wollen keine Koalition mit der AfD." Zudem sehe er "keine programmatische Übereinstimmung". Tillich schloss die Option jedoch weder im Wahlkampf noch gestern aus.

Hoffnung auf Regierungsbeteiligung macht sich jetzt neben den Grünen auch die SPD. Parteichef Sigmar Gabriel forderte Tillich gestern daher auf, eine klare Koalitionsaussage zu machen. Zum Abschneiden des SPD-Kandidaten Martin Dulig sagte Gabriel: "Die SPD hat in Sachsen ein schwieriges Pflaster. Aber mehr als zwei Prozent Zuwachs ist ja jetzt auch nicht was, wo man drüber weinen muss."

Der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir war trotz der leichten Verluste seiner Partei zufrieden und sprach von einem "wichtigen Signal" auf dem Weg zu einer "gesamtdeutschen Partei".

Die Linke-Vorsitzende Katja Kipping forderte allerdings SPD und Grüne auf, sich in künftigen Wahlkämpfen klarer zu positionieren: "Man muss etwas tun für eine Wechselstimmung."

(jd)
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