Als Hindernis für Integration angesehen CDU-Politiker gegen "Import-Imame" aus der Türkei

Düsseldorf · In einem Thesenpapier sprechen sich mehrere CDU-Politiker gegen "Import-Imame" aus der Türkei. Sie fordern zudem Bund und Länder auf, die Hochschulen mit islamischen Lehrstühlen stärker zu unterstützen.

 Thomas Kufen ist OB-Kandidat in Essen.

Thomas Kufen ist OB-Kandidat in Essen.

Foto: bretz

Islamische Prediger (Imame), die aus der Türkei nach Deutschland geschickt (und von der Türkei bezahlt) werden, sind nach Ansicht von Unionspolitikern hierzulande ein Hindernis für die Integration von Muslimen. "Viele von ihnen kennen weder unsere kulturellen Gepflogenheiten noch sprechen sie unsere Sprache", stellen die nordrhein-westfälischen CDU-Politiker Serap Güler, Günter Krings, Thomas Kufen und Jens Spahn fest.

 Serap Güler hat türkische Wurzeln.

Serap Güler hat türkische Wurzeln.

Foto: CDU

In einem gemeinsamen Thesenpapier, das unserer Redaktion vorliegt, verweisen sie darauf, dass sich in Deutschland geborene Muslime von diesen "Import-Imamen" nicht mehr angesprochen fühlen. Sie würden vielmehr als fremder und weniger cool empfunden als etwa Hassprediger wie Pierre Vogel oder Sven Lau. Sprache und Religion dürften deshalb nicht nebeneinander stehen, sondern gehörten zusammen, betonten die vier Verfasser.

 Innenstaatssekretär Günter Krings.

Innenstaatssekretär Günter Krings.

Foto: Krings

Sie gehören zu "CDU 2017", einer Gruppe jüngerer Unionspolitiker, die nicht nur die nächste Bundestagswahl 2017 im Blick haben, sondern eine "Agenda 2020" anstreben. Ihr Plädoyer: "Nur wer den Alltag der Muslime, insbesondere der Jugendlichen in Deutschland kennt, kann als Imam oder Religionslehrer lebensnah predigen und lehren."

Vor diesem Hintergrund fordern die vier Politiker mehr Unterstützung von Bund und Ländern für die vier Hochschulen in Deutschland mit islamischen Lehrstühlen (darunter Münster), die sich um eine zeitgemäße Auslegung des Korans bemühten. Dies dürfe nicht nur für die angehenden Lehrer im Fach Islam-Unterricht gelten; auch die Ausbildung von Imamen und Seelsorgern, wie etwa in Haftanstalten, müsse in Deutschland vorangetrieben werden. Auch sie seien es, die direkten Einfluss auf die Gemeinden und Gläubigen hätten, erklären die Unionspolitiker.

Allerdings bestehe das Problem, einen verbindlichen Ansprechpartner auf islamischer Seite zu finden. Zu fragen sei, wie geholfen werden könne, damit sich der Islam in Deutschland und Europa theologisch so organisiert, dass er Verhandlungs-, Vertrags- und Dialogpartner von Staat und Gesellschaft sein kann. Die in der Mehrheit vom Ausland (etwa Türkei und Muslimbruderschaften) finanzierten Vereine und Gemeinden könnten nur eine Übergangslösung sein. Genau deshalb habe Österreich bei der Überarbeitung seines Islamgesetzes eine Finanzierung aus dem Ausland untersagt.

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz hält ein Islam-Gesetz auch in Deutschland für sinnvoll: "Jedes Land in Europa hat seine ganz eigenen Traditionen und Probleme im Umgang mit dem Islam. Aber bestimmte Problemstellungen sind sehr ähnlich", sagte er "Bild Online". Das neue Gesetz sieht vor, dass islamische Gemeinden und Imame nicht mehr aus dem Ausland finanziert werden dürfen. "Wir wollen nicht, dass Imame, die Angestellte anderer Staaten sind, in unseren Moscheen predigen", sagte Kurz. "Ich fände es auch befremdlich, wenn die deutsche Bundeskanzlerin Pastoren zu uns schicken würde, die Angestellte der deutschen Regierung sind."

(RP)
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