Özdemir ist offen für Schwarz - Grün Grüne werben um Merkel nach China-Reise

Berlin · Grünen-Chef Özdemir sieht neue Chancen für ein Bündnis mit der CDU. Die Kanzlerin habe in China nicht nur Wirtschaft und Menschenrechte verknüpft, sondern auch eine ziemlich "grüne Rede" gehalten.

 Cem Özdemir, hier bei dem Bundesparteitag der Grünen im Herbst 2013.

Cem Özdemir, hier bei dem Bundesparteitag der Grünen im Herbst 2013.

Foto: dpa, Michael Kappeler

Mit ihrem Werben für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in einer Rede in Peking hat Kanzlerin Angela Merkel nach Ansicht von Grünen-Chef Cem Özdemir klare Anleihen bei seiner Partei genommen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur räumte er einem schwarz-grünen Bündnis auf Bundesebene neue Chancen ein:
"Schwarz-Grün ist im vorigen Herbst auch deshalb gescheitert, weil wir mitten in der inhaltlichen und personellen Erneuerung waren. Außerdem hatten wir im Wahlkampf die Kanzlerin in den Mittelpunkt der Kritik gestellt, anstatt unsere eigenen Inhalte. Aber von der "Ausschließeritis" haben wir uns endgültig verabschiedet."

Merkel bediene sich an grünen Ideen

Özdemir sagte: "Die Kanzlerin hat in Peking in Teilen das Grundsatzprogramm der Grünen vorgetragen. Es ging um die Energiewende, Nachhaltigkeit, Genderfragen, soziale Gerechtigkeit, sogar Lesben und Schwule fanden Erwähnung." Die CDU-Chefin versuche, aus den grünen Ideen eine deutsche Geschichte - ein Deutschland- Projekt zu machen. Das sei "ein großes Kompliment an uns Grüne und eigentlich eine nachträgliche Kritik an ihrer Politik und der ihrer Vorgänger".

Nun gehe es an die Verwirklichung grüner Politik. "Die anderen haben unsere Ideen zwar erkannt, aber wir sind die Erfinder und verstehen nun mal mehr davon. Deshalb wird es Zeit, dass meine Partei der Nachhaltigkeit an der Regierung für das neue ökologisch-soziale Made-in-Germany verantwortlich wird." Özdemir meinte: "Wenn wir eine Copyright-Abgabe auf unsere Ideen erheben könnten, wären wir die reichste Partei in Deutschland."

Nachhaltigkeit als Leitprinzip

Merkel hatte am Dienstag vor Studenten der renommierten Tsinghua-Universität in Peking gesagt: "Nachhaltigkeit ist für uns in Deutschland ein politisches Leitprinzip." Sie beschreibe die Leitlinie für die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt. "Wenn wir zum Beispiel wollen, dass auch die Generationen nach uns saubere Luft, frisches Wasser, gesunde Lebensmittel zum Essen haben sollen, dann müssen wir heute den Wohlstand zum Teil anders erwirtschaften, als wir das bisher gemacht haben."

Deutschland gewinne etwa ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien. Bis 2035 würden es 50 Prozent sein. "Wir haben etwas geschafft, das man vor wenigen Jahrzehnten noch für unmöglich hielt:
Wir haben das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch entkoppelt (...). Das heißt also, ökonomische und ökologische Ziele gehen in einem solchen Fall Hand in Hand."

(dpa)
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