Christian Lindner über Hans-Dietrich Genscher "Seine Heiterkeit und Zuversicht haben mich beeindruckt"

Düsseldorf · FDP-Chef Christian Lindner spricht im Interview mit unserer Redaktion über den Tod von Hans-Dietrich Genscher. Er erinnert sich an viele Gespräche und eine große Lehre.

Wie bewegt Sie der Tod Genschers?

Lindner Unser Land hat ohne Zweifel einen der größten Staatsmänner der vergangenen Jahrzehnte verloren. Unsere Partei und ich persönlich haben einen väterlichen Freund verloren, der bis ins hohe Alter tagtäglich mit unserer Partei gefiebert und sich für sie eingesetzt hat. Wir standen bis zuletzt im regelmäßigem Austausch. Er hat uns Jüngere mit Rat und Tat unterstützt.

Was sind die größten Verdienste Genschers?

Lindner Die deutsche Einheit und die europäische Integration sind ohne seine Lebensleistung nicht vorstellbar. Er hat gegen alle Widerstände und Zweifel immer an beiden festgehalten. Der Genscherismus war einmal ein Schmähwort, heute ist anerkannt: Die deutsche Einheit ging nur in der Verständigung mit Russland, den USA und den europäischen Nachbarn. Genscher hat uns gelehrt, dass Diplomatie niemals ersetzt werden kann durch Konfrontation.

Was haben Sie persönlich von ihm lernen können?

Lindner Seine Heiterkeit und Zuversicht haben mich beeindruckt. Vor gut drei Jahren haben wir viele Wochenenden verbracht, als wir unser gemeinsames Buch vorbereitet haben. Viele Anekdoten sind mir in Erinnerung. Die Lehre seines Lebens ist, dass große Ziele nicht zuerst mit Härte und Unnachgiebigkeit, sondern mit Verständigung und Ausgleich erreichbar sind.

(bir)
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