Zitate Christian Wulff rechnet ab
Christian Wulff trifft bei der Pressekonferenz in Berlin ein. Dort stellte er sein Buch "Ganz Oben, Ganz Unten" vor.
"Hätte die Staatsanwalt korrekt gehandelt in Hannover und die Aufhebung der Immunität nicht beantragt, wäre ich noch im Amt. Der Rücktritt war richtig."
"Der Rücktritt war falsch. Und ich wäre auch heute der Richtige in dem Amt."
"Für mich persönlich ist dieser Tag heute hier ein Neuanfang. ... Ich kann ab heute, sozusagen, freier als je zuvor die Zukunft annehmen und gestalten."
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat scharfe Kritik an Justiz und Medien wegen ihrer Rolle in der Affäre um ihn geübt.
Gleichzeitig räumte er bei der Vorstellung seines Buchs zu der Affäre am Dienstag in Berlin eigene Fehler ein; darunter den Urlaub als Bundespräsident bei befreundeten Unternehmern sowie das Hinterlassen der inzwischen berühmten Nachricht auf der Mailbox des "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann im Verlauf der Affäre.
Wulff kritisierte "die Art und Weise, wie sich - nicht nur in meinem Fall - Medien und Justiz gegenseitig die Bälle zugespielt haben". Dies bedrohe das Prinzip der Gewaltenteilung und sei eine "ernstzunehmende Gefahr für unsere Demokratie", sagte er. Darüber müsse geredet werden.
Scharf ging Wulff insbesondere mit der Staatsanwaltschaft in Hannover in Gericht, die "unter dem Druck der veröffentlichten Meinung meinte handeln zu müssen". Der Antrag auf Aufhebung der Immunität Wulffs durch die Staatsanwaltschaft hatte dessen Rücktritt vor gut zwei Jahren schließlich ausgelöst.
Mit Blick auf die Medien rügte Wulff insbesondere "Jagdfieber" und "zerstörerische Häme" und forderte "mehr Respekt und mehr Wohlwollen".
Der frühere Präsident gab zu, auch selbst Fehler gemacht zu haben. Es wäre "gelegentlich gut gewesen, größere Distanz zu wahren", sagte er mit Blick auf Urlaube bei befreundeten Unternehmern.
Auch hätte er eine Anfrage im niedersächsischen Landtag nicht nur formal korrekt, sondern "umfassender" beantworten sollen. Dabei ging es um die Herkunft eines Kredits für sein Privathaus.
Trotz dieser Eingeständnisse beharrte Wulff darauf, dass er "auch heute noch der Richtige im Amt" des Bundespräsidenten wäre. Sein Rücktritt sei insofern "falsch" gewesen.
Wulff betonte aber, dass der Rückzug vom höchsten Amt im Staat nach dem Antrag auf Aufhebung der Immunität unvermeidlich gewesen sei.
Wulff war im Februar 2012 als Bundespräsident zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme angekündigt hatte.
Im Februar diesen Jahres wurde Wulff freigesprochen; die Staatsanwaltschaft kündigte Revision an, die bis Donnerstag mit schriftlicher Begründung eingereicht sein muss.
Wulff war mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident und nach nur 19 Monaten 2012 wegen der Vorteilsaffäre zurückgetreten.
Seine Amtszeit war die kürzeste eines Staatsoberhaupts der Bundesrepublik.
Der Deutsche Journalistenverband hat inzwischen auf Wulffs Abrechnung reagiert. Nicht die Medien hätte versagt, sondern die Politik, so der Verband.