Ex-Bundespräsident vor Gericht Christian Wulff und seine Suite für 183 Euro

Hannover · Wer zahlte wann was? Und wie funktioniert das Buchungssystem im "Bayerischen Hof" in München? Am zweiten Tag des Prozesses gegen Ex-Bundespräsident Wulff hat das Gericht erste Zeugen vernommen. Die Antworten waren mal mehr, mal weniger erhellend.

Ex-Bundespräsident vor Gericht: Christian Wulff und seine Suite für 183 Euro
Foto: ap, Julian Stratenschulte

Hotelmitarbeiter der Nobelherberge "Bayerischer Hof" in München haben als erste Zeugen im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff ausgesagt. Während eines Oktoberfestbesuchs 2008 soll Filmproduzent David Groenewold einen Teil von Wulffs Hotelkosten in dem Luxushaus übernommen haben. Der Empfangschef des Hotels sagte am Donnerstag als Zeuge, es sei durchaus möglich, dass Wulff nichts davon mitbekommen habe, dass seine Rechnung teilweise von Groenewold beglichen worden sei.

Wulff, damals Ministerpräsident in Niedersachsen, warb später für einen Film Groenewolds beim Elektrokonzern Siemens um Unterstützung. Das frühere Staatsoberhaupt muss sich deswegen seit vergangener Woche wegen Vorteilsannahme vor dem Landgericht Hannover verantworten. Wulff selbst machte am Donnerstag zunächst keine weiteren Aussagen.

"Natürlich auch, weil es Herr Wulff war"

Der Hotel-Empfangschef erklärte, es sei durchaus üblich, Rechnungen zu teilen, etwa wenn Unternehmen einen Teil davon zahlten. Beim Auschecken müsse der Gast dies nicht zwingend erfahren, er werde nicht automatisch darauf hingewiesen.

Der Empfangschef berichtete, es habe beim Aufenthalt der Wulffs während des Oktoberfestbesuchs 2008 ein kostenloses Zimmer-Upgrade gegeben, unter anderem, weil mit einer Amex-Kreditkarte gebucht worden sei. "Natürlich auch, weil es Herr Wulff war, das ist ja klar", sagte der 48-Jährige. Die Wulffs hätten in einer Suite genächtigt, deren normaler Preis damals pro Nacht bei über 1000 Euro gelegen habe. Dem Ministerpräsidenten sei das Zimmer für 383 Euro pro Nacht angeboten worden. Von Wulffs Rechnung soll Groenewold dann am Ende 200 Euro übernommen haben.

Ein weiterer Zeuge, der Assistent der Geschäftsführung des Hauses, sagte, er selbst habe bei dem Aufenthalt keinen direkten Kontakt zu den Wulffs gehabt. Am Nachmittag sollten zwei weitere Hotelangestellte vernommen werden.

Am 5. Dezember will das Gericht dann die ersten prominenten Zeugen hören, Verleger Hubert Burda und seine Frau, die Schauspielerin Maria Furtwängler. Beide sollen beim Oktoberfest 2008 ebenfalls Gäste von Filmproduzent Groenewold gewesen sein. Eine Woche später wird dann voraussichtlich erstmals Wulffs Frau Bettina als Zeugin im Verfahren gegen ihren Mann öffentlich vernommen. Beide leben inzwischen getrennt. Ein Urteil wird frühestens im nächsten Jahr erwartet.

(dpa)
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