Frühe Parteigeschichte der Grünen CSU sieht sich durch Pädophilie-Gutachten bestätigt

Berlin · Die Grünen haben sich für ihre Pädophilie-Beschlüsse der 80er Jahre entschuldigt, nachdem ein entsprechendes Gutachten am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Die CSU sieht sich durch das Gutachten bestätigt.

 Grünen-Chefin Simone Peter entschuldigte sich im Namen ihrer Partei.

Grünen-Chefin Simone Peter entschuldigte sich im Namen ihrer Partei.

Foto: dpa, mjh cul lof

"Wir bedauern zutiefst, dass Täter unsere Beschlüsse als Legitimation ihrer Taten empfunden haben können", sagte die Grünen-Chefin Simone Peter. Der Göttinger Politologe und Parteienforscher Franz Walter stellte dabei Ergebnisse seines Abschlussberichtes zur Pädophilie-Debatte in den Gründungsjahren der Grünen vor. Die Partei hatte in den 80er Jahren in mehreren Beschlüssen Straffreiheit für einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert. Später kam es aber zum Bruch mit den pädophilen Aktivisten in ihren Reihen.

Walter beschrieb die damalige Offenheit der Grünen gegenüber Forderungen aus dem pädophilen Milieu als "Ausdruck des Zeitgeistes". Zwar müsse kein Promi-Kopf rollen, doch solle sich auch niemand in Sicherheit wiegen. Es könne sein, dass da "morgen noch etwas nachkommt", warnte Walter.

Peter erklärte: "Wir entschuldigen uns nochmals bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs, die sich durch die grünen Debatten der 80er Jahre in ihrem Schmerz und ihrem Leid verhöhnt fühlen." Die Grünen trügen als Partei "eine historische und moralische Verantwortung, der wir uns stellen müssen und stellen wollen". Auch die NRW-Landesvorsitzenden Mona Neubaur und Sven Lehmann entschuldigten sich: "Wir bedauern sehr, dass es diese Debatten in unserer Partei überhaupt gegeben hat."

Die CSU sieht sich durch den Abschlussbericht bestätigt. "Das Pädophilie-Gutachten belegt, wie bitter nötig die Aufarbeitung der pädophilen Vergangenheit bei den Grünen ist", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer unserer Redaktion.

Die jetzt begonnene Aufklärung über die pädophile Verstrickung bei den Grünen könne jedoch nur ein erster Schritt sein, bis die Grünen "restlos und umfassend reinen Tisch gemacht haben", forderte Scheuer. "Es wäre an der Zeit, dass auch die Grünen-Wortführer von einst wie Daniel Cohn-Bendit die Kraft für eine Entschuldigung und eine Geste an die Opfer finden würden."

(may-/rl)
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