So manches Mal mag Angela Merkel schon darüber nachgedacht haben: Wenn ich Bundeskanzlerin wäre...
Dann würde sie in jedem Fall die Ministerposten mit Leuten ihres Vertrauens besetzen. So könnte ihr schwarz-gelbes Kabinett aussehen:
Der Verlässliche:
Volker Kauder hat den weitesten Weg zurückgelegt, vom Merkel-Skeptiker zu einem ihrer engsten Vertrauten. Er soll Chef des Kanzleramts werden. Als Manager für Merkel hat er schon als Geschäftsführer der Fraktion und seit kurzem als „CDU-General“ gute Dienste geleistet. Besondere Qualitäten: klarer Kompass, beliebt bei Journalisten, weil er Fragen so beantwortet, wie sie gestellt werden.
Der Wichtige:
Edmund Stoiber könnte in einer bürgerlichen Regierung als gestandener Konservativer die Schichten einbinden, die Merkel und Westerwelle vielleicht als „Jungspunden“ misstrauen. Er taugt als Superminister für Wirtschaft und Finanzen. Als Chef im Auswärtigen Amt hätte er es schwerer. Besondere Qualitäten: glänzender Aktenkenner, fleißiger Arbeiter.
Der Schlitzohrige:
Michael Glos. Will er einen Posten in einem Kabinett Merkel, dann bekommt er ihn. Bevorzugt wird der CSU-Landesgruppenchef fürs Verteidigungsressort gehandelt. Besondere Qualitäten: nahe am Volke, hoher Schlitzohr-Faktor, als „Herr der tausend Strippen“ ein erfahrener Verhandler.
Die Vertraute:
Annette Schavan. Baden-Württembergs Kultusministerin bietet sich als Forschungsministerin an. Sie ist eine der wenigen echten Vertrauten Merkels. Besondere Qualitäten: gescheit, rheinisch-lässig, gutes Gespür für Stimmungen in der Union.
Der Soziale:
Peter Müller, Saarlands Regierungschef, wäre der geeignete Mann, damit die Union Merkelscher Zeitrechnung kein kühles, rein marktliberales Gesicht bekommt. Als Arbeits- und Sozialminister wäre Müller, der die Zuwanderungsfrage in der Union geschickt aushandelte, auch für unkonventionelle Ideen gut. Besondere Qualitäten: Genießer mit Humor.
Der Klare:
Günther Beckstein bietet sich mit zehn Jahren Erfahrung als Innenminister in Bayern für den Bund als möglicher Schily-Nachfolger an - bei dem allerdings Konflikte mit den Liberalen absehbar wären. Besondere Qualitäten: klare Meinung, klarer Kurs, viel Witz.
Die Patente:
Ursula von der Leyen wurde von Christian Wulff fürs Familienressort im Bund empfohlen. Die Ärztin und Mutter von sieben Kindern könnte glaubhaft ein neues Familienbild verkörpern. Besondere Qualitäten: vielseitig.
Der Verbündete:
Guido Westerwelle und Merkel konnten sich bisher auf einander verlassen. In einem ihrer Lieblingslokale mit dem bezeichnenden Namen „Machiavelli“ schmieden sie Pläne. Westerwelle hat sich wohl noch nicht entschieden, ob er das Auswärtige Amt oder einen Posten als Justiz- oder Innenminister anstrebt. Besondere Qualitäten: erfahrener Verkäufer.
Der Solide:
Wolfgang Gerhardt gehört nicht gerade zu Merkels Lieblingen. Doch ist der FDP-Fraktionschef ein grundsolider Politiker, der sich in die Außenpolitik eingearbeitet hat. Besondere Qualitäten: ausgeglichen, erfrischend „normal“.
Der Kommunikative:
Wolfgang Bosbach. Niemand kann Reformen so witzig und bürgernah erklären wie er. Der Familienvater aus Bergisch Gladbach ist zwar ein exzellenter Kenner der Rechtsmaterie und der Innenpolitik; als Fraktionschef könnte er aber für Merkel wichtiger sein, um den Laden zusammenzuhalten. Besondere Qualitäten: peppt selbst ödeste Sitzungen auf.
Der Treue:
Dieter Althaus, Thüringens Ministerpräsident, hat Merkel derart als Kanzlerkandidatin nach vorn geschoben, dass es ihr peinlich war. Doch weiß sie, dass sie auf ihn bauen kann. Er taugt als „Gesicht des Ostens“ im Kabinett. Merkel selbst wird diesen Part nicht übernehmen wollen. Besondere Qualitäten: absolut verlässlich.
Der Kluge:
Norbert Röttgen. Der neue Parlamentarische Geschäftsführer der Union besticht durch kühle, geschlossene Analysen. Würde die FDP aufs Justizressort verzichten, wäre er einer der ersten Kandidaten. Für Koalitionsknatsch taugt die Rechtspolitik bei Union und FDP allerdings immer. Besondere Qualitäten: Mix aus Ruhe und Humor.
Die Europa-Expertin:
Silvana Koch-Mehrin bringt genug Erfahrung für den Aufgabenbereich mit.
Das Universaltalent:
Peter Hintze gilt als Universaltalent, hat seine Stärke u.a. bei der Entwicklungshilfe.