Nach Haft in der Türkei Yücel kritisiert Schweigen der deutschen Wirtschaft

Berlin · Der im Februar in der Türkei freigelassene Journalist Deniz Yücel hat das Schweigen deutscher Unternehmer während seiner Inhaftierung kritisiert.

 Deniz Yücel in der Sendung "Maybrit Illner".

Deniz Yücel in der Sendung "Maybrit Illner".

Foto: dpa, tba

"Ich hätte mir auch zum Beispiel eine Anzeige gewünscht oder eine Wortmeldung gewünscht von führenden Vertretern der deutschen Wirtschaft, die in der Türkei ja auch sehr stark engagiert sind", sagte der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel dem ZDF. "Und es ist nicht so, dass es da nicht auch Versuche gegeben hätten, diese Damen und Herren auch zu einem Statement zu bewegen." Ausschnitte des Interviews der Sendung "Maybrit Illner" zeigte das ZDF-"Morgenmagazin" am Donnerstag vorab.

Yücel hatte sich Mitte Februar 2017 der türkischen Justiz gestellt und wurde anschließend fast ein Jahr ohne Anklage in Untersuchungshaft behalten. Die Türkei wirft ihm "Propaganda für eine Terrororganisation" und "Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindseligkeit" vor. Wegen der Inhaftierung Yücels, des Menschenrechtlers Peter Steudtner und der Journalistin Mesale Tolu war es zu einer Krise zwischen Berlin und Ankara gekommen. Als letzter dieser drei deutschen Gefangenen wurde im Februar Yücel freigelassen. Steudtner und Yücel durften aus der Türkei ausreisen, Tolu nicht.

"Die Einsamkeit war das schwierigste, die Einsamkeit und natürlich das Gefühl, die wollen mich jetzt zum Schweigen bringen", sagte Yücel über die Zeit in Isolationshaft, die er auf zwölf Quadratmetern zubringen musste. Der Journalist wollte seine Erfahrungen und Gefühle aber unbedingt ausdrücken. Rote Soße von Essenskonserven habe er daher als Tinte und eine abgebrochene Gabel als Stift genutzt.

Besonders bedanke er sich bei seinen Unterstützern, die ihm während seiner Haft gezeigt hätten, dass er nicht alleine sei. "Das war eine ganz ganz große Hilfe dabei, diese Zeit zu überstehen." Das Verfahren gegen Yücel läuft weiter.

(wer)
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