Karl-Theodor zu Guttenberg Der Baron übernimmt die Bundeswehr

Berlin (RP). Karl-Theodor zu Guttenberg, der gelernte Gebirgsjäger und Unteroffizier der Reserve, rückt an die Spitze des Verteidigungsministeriums. Als gut vernetzter Außenpolitiker bringt er dafür gute Voraussetzungen mit, aber die Truppe braucht auch mehr als Glamour und flotte Formulierungen. Viele Gefahren lauern.

Das ist Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
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Das ist Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg

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KT wird IbuK ­ die in Abkürzungen verliebte Bundeswehr wird ihren neuen Chef mit offenen Armen empfangen. Schließlich ist Karl-Theodor zu Guttenberg ("KT"), der neue "Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt" (IbuK"), einer der ihren. Der Unteroffizier der Reserver absolvierte seinen Wehrdienst beim Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald.

Zielstrebig wandte sich zu Guttenberg der Außenpolitik zu, brachte es zügig zum Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuss und damit zur Federführung über die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Denn hier, nicht im Verteidigungsausschuss, wird festgelegt, wohin, wann und warum deutsche Soldaten in den Einsatz ziehen sollen. Der Verteidigungsausschuss kümmert sich dann lediglich um die Frage des Wie.

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In der internationalen Politik rangieren die Verteidigungsminister stets unter den Außenministern, bleiben selbst in Nato-Fragen in deren Schatten. Aber durch eloquentes, sicheres und gut vernetztes Wirken vermögen sich auch Verteidigungsminister einen deutlich wahrnehmbaren Spielraum zu schaffen. Guttenbergs Vorteil im Kräftemessen mit Außenminister Guido Westerwelle liegt damit auf der Hand. Was sich der FDP-Chef erst noch erarbeiten muss, kann der CSU-Hoffnungsträger vom ersten Augenblick an effizient einsetzen.

Stilvoll: Volker rühe als Vorbild

In diesen Teilen seiner Vita ähnelt Guttenberg dem vorletzten Unionspolitiker in der Position des Verteidigungsministers. Auch Volker Rühe pflegte lange vor seinem Amtsantritt exzellente transatlantische Kontakte. Und wenn Guttenberg im Wahlkampf sportlich-drahtig mit einem Satz auf die Bühne sprang, erinnerte er im Habitus ebenfalls an Rühe, den gerne vorwärtsstürmenden Draufgänger, der ansonsten wie Guttenberg gerne den etwas vornehmeren hanseatischen Stil kultivierte. Im übrigen verstand es Rühe, im Wettstreit mit dem eher blassen FDP-Außenminister Klaus Kinkel den einen oder anderen Punkt zu machen.

Das vor allem psychologisch wichtige Amt des Wirtschaftsministers kam Guttenbergs Naturell entgegen. Im Verteidigungsressort reicht flottes Formulieren nicht. Die Truppe dürfte es zwar begrüßen, dass nach dem kommunikativ nicht gerade glänzenden Jung ein Sprachtalent wie Guttenberg die Gefühle der Soldaten in überzeugende Worte fassen und dafür werben kann. Doch nicht von ungefähr gilt der Chefsessel bei der Bundeswehr als Schleudersitz.

Jederzeit können Skandale, Unfälle, Anschläge das schnelle und sichere Eingreifen des Ministers erfordern. Tag und Nacht muss er bereit sein, über Tod und Leben zu entscheiden. Zu viel Glamour zum falschen Zeitpunkt führt schnell zum Karriere-Ende. Die Eskapaden von Minister Rudolf Scharping und seiner Kristina Gräfin Pilati werden dem Freiherrn und seiner Stephanie Gräfin von Bismarck-Schönhausen ständige Mahnung sein.

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