Debatte um Nacktfotos von Kindern "Das Betrachten solcher Bilder kann eine Einstiegsdroge sein"

Berlin · Vor dem Hintergrund der Edathy-Affäre werden die Forderungen nach einem Handelsverbot für Nacktfotos von Kindern lauter. Diese soll auch der SPD-Politiker bestellt haben. Sein Name soll auf der Kundenliste eines Kinderpornorings gestanden haben, der 2011 in Toronto zerschlagen wurde. Wie schwierig solche Ermittlungen sind, hat nun auch ein BKA-Beamter in einem Interview erläutert.

Chronologie des Falles Edathy
Infos

Chronologie des Falles Edathy

Infos
Foto: dpa, han jhe cul

Vertreter aus Politik und Kirche verlangen eine Überprüfung der Regeln im Kampf gegen Kinderpornografie. So fordert die Deutsche Kinderhilfe, den Zugang zu sogenannten grenzwertigen Fotos oder Filmen stärker zu beschränken. Und nach Expertenansicht ist das Betrachten scheinbar harmloser Kinder-Nacktfotos im Netz häufig nur ein erster Schritt hin zu härteren Bildern.

"Nach unserer Erfahrung ist der Konsum scheinbar natürlicher Nacktbilder oft nur der Anfang, und dann wird weitergesucht im Web", sagt die Psychologin Anna Beckers vom Projekt "Tatgeneigte" der Behandlungsinitiative Opferschutz. Und Jens Wagner vom bundesweiten Präventionsnetzwerk gegen Kindesmissbrauch, "Kein Täter werden", sagt: "Das Betrachten solche Bilder kann eine Einstiegsdroge sein."

Die schwierige Suche im Netz

Aber wie schwierig ist es eigentlich, Täter im Fall von derzeit strafbarer Kinderpornografie zu erwischen? Schwierig, sagt Christian Hoppe, Kriminaldiretor beim Bundeskriminalamt (BKA) im Gespräch mit heute.de. Denn er und seine Kollegen hätten nur die Spuren, die es im Internet gibt. "Meist ist das die IP-Adresse. In Deutschland ist es allerdings schwer herauszufinden, welche Person einer IP-Adresse zugeordnet ist", so Hoppe. Als Begründung nennt er die fehlende Vorratsdatenspeicherung, sodass das BKA schon nach kurzer Zeit keine Auskunft mehr vom Provider erhalte. "Damit ist unser Zeitfenster sehr klein."

Laut Hoppe wird Kinderpornografie heute zu 90 Prozent und mehr über das Internet ausgetauscht, wei dies den Vorteil der vermeintlichen Anonymität für die Täter habe und es eine schnellere Verfügbarkeit gebe, "Und das hat mit Sicherheit dazu geführt, dass die Zahlen der Verbreitungs-. und Beschaffungsvorgänge zugenommen haben", sagt der BKA-Beamte.

Wie genau die Beamten ermitteln, wenn die Plattformen im Netz abgeschottet sind, will Hoppe aus taktischen Gründen nicht sagen. Aber er sagt auch, dass das BKA als nationale Zentralstelle viele Hinweise aus dem Ausland bekomme. "Wenn irgendwo auf dieser Welt eine solche Plattform von einer ausländischen Polizei gesichert wird, gehen deshalb alle Informationen, die deutsche Straftäter betreffen oder betreffen können, an das BKA als nationale Zentralstelle weiter.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort