Kauder einstimmig gewählt Der neue CDU-General hat seinen Traumjob

Berlin (rpo). Volker Kauder griff nach der Macht - und hat sie bekommen. Montagmittag wählte der Bundesausschuss der Partei Kauder einstimmig zum CDU-Generalsekretär. Alle 98 Stimmen bekam Kauder, der jetzt mit gestärktem Rücken bereits als dritter Politiker unter CDU-Chefin Merkel dieses Amt übernimmt. Unterdessen wurde bekannt, dass Norbert Röttgen neuer Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion werden soll.

Schon vor mehr als einem Jahrzehnt habe er einmal das Amt des Generalsekretärs seiner Partei als seine Traumaufgabe bezeichnet, bekannte Volker Kauder am Montag den Delegierten des CDU-Bundesausschusses. Genau war das 1990, und es war seine Antwort auf die Frage des Parteivorsitzenden Helmut Kohl an den Bundestags-Neuling, was er denn in der Partei einmal werden wolle. Am Montag wählte das höchste CDU-Entscheidungsgremium zwischen den Parteitagen den 55-jährigen Juristen aus Tuttlingen zum neuen Generalsekretär.

Vor seiner Wahl forderte Kauder ein Ende der öffentlichen Attacken von Unionspolitikern auf Parteifreunde und mahnte, den Kampf um das Kanzleramt könne die Union nur gewinnen, "wenn wir eine verschworene Truppe treuer Freunde sind". Das einstimmige Wahlergebnis und lang anhaltender Beifall zeigten, dass er zumindest den 98 Delegierten des Bundesausschusses aus der Seele gesprochen hatte. Erster Gratulant war Kauders über eine Gehaltsaffäre gestolperter Amtsvorgänger Laurenz Meyer. Der hatte als Delegierter des Bundesausschusses seinen Nachfolger mit gewählt.

Der Weg Kauders zum obersten CDU-Parteimanager schien nicht gerade vorgezeichnet. Schließlich hatte er im Oktober 2001, als es in der Union um die K-Frage ging, Merkel klipp und klar gesagt, dass er sie für zu unerfahren halte, um Kandidatin von CDU und CSU für das Amt des Bundeskanzlers zu sein, und dass er sich für CSU-Chef Edmund Stoiber stark machen werde. Merkel schien diese Offenheit und Geradlinigkeit zu schätzen zu wissen - knapp ein Jahr später machte sie Kauder zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und dreieinhalb Jahre danach zu ihrem wichtigsten Mann im Konrad-Adenauer-Haus.

Merkels wichtigste Stütze war Kauder auch in der Fraktion. Ein Parlamentarischer Geschäftsführer wirkt weniger nach außen, er ist Kommandant in der politischen Schaltzentrale der Fraktion. Er muss ihre politische Arbeit organisieren, die unterschiedlichen Interessen austarieren, die Oppositionspolitik mit den Ministerpräsidenten der unionsgeführten Länder abstimmen, die Verhandlungsstrategie im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat festlegen.

Feldherr in offener Schlacht

Als Generalsekretär der CDU hat Kauder eine völlig andere Aufgabe: Nicht mehr Strippenzieher hinter den Kulissen, sondern Feldherr in offener Schlacht. Attacke auf den politischen Gegner ist angesagt. Kauder muss künftig Wahlkämpfe organisieren und Kampagnen planen, mit denen die politischen Programme der CDU zu den wichtigsten Themen verständlich unter das Wahlvolk gebracht werden. Für das, was die Menschen bewegt, hat Kauder trotz seiner langen Partei-Karriere noch immer eine Antenne - in zehn Jahren Tätigkeit als stellvertretender Landrat in Tuttlingen hat er erfahren, wie sich Entscheidungen der Politik im Alltag auswirken.

So ganz ungewohnt ist das neue Aufgabengebiet für Kauder nicht. Seit 1991 ist er Generalsekretär der baden-württembergischen CDU, eine ehrenamtliche Tätigkeit. Als "General" der Bundes-CDU wird er Gehalt beziehen. Die erste Kampagne rief er bereits drei Minuten nach seiner Wahl aus: "Start 2005 - Die neue Geschlossenheit der Union."

Röttgen wird Geschäftsführer der Bundestagsfraktion

Der rechtspolitische CDU/CSU-Sprecher Norbert Röttgen soll neuer Parlamentarischer Geschäftsführer der größten Oppositionsfraktion im Bundestag werden. Das hat CDU/CSU-Chefin Angela Merkel am Montag dem geschäftsführenden Vorstand ihrer Fraktion mitgeteilt. Der 39 Jahre alte Jurist aus Nordrhein-Westfalen soll am Dienstag auf Merkels Vorschlag von der CDU/CSU-Fraktion zum Nachfolger von Volker Kauder gewählt werden.

Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer wird Röttgen künftig die politische Arbeit der CDU/CSU-Fraktion an führender Stelle organisieren und koordinieren. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Abstimmung mit den Regierungszentralen der unionsgeführten Bundesländer und die Entwicklung von Strategien für das Vorgehen der Union im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat.

Röttgen vertritt seit 1994 den Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis II im Bundestag und ist seit dem Jahr 2000 auch stellvertretender Vorsitzender der einflussreichen CDU-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen im Bundestag. Der geborene Meckenheimer hat in Bonn Jura studiert und wurde 1993 in Köln erstmals als Rechtsanwalt zugelassen.

1982 trat Röttgen in die CDU ein. Von 1992 bis 1996 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen. Seit 2001 steht er an der Spitze der CDU-Juristenorganisation und ist seit Oktober 2002 auch rechtspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion. Röttgen ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.

(ap)
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