Lucke trifft Kritiker Die AfD-Spitze will sich zusammenraufen

Berlin · Schadensbegrenzung und Scherben zusammenkehren: Die Parteispitze der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD) will sich nach ihrem öffentlich ausgetragenen Machtkampf wieder zusammenraufen.

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Foto: dpa, Bernd von Jutrczenka

"Bei einer Telefonkonferenz wurde besprochen, dass man sich noch vor der für den 18. Januar geplanten Kreisvorsitzenden-Konferenz treffen will", sagte AfD-Sprecher Christian Lüth am Montag.

Auslöser des auch ins Persönliche gehenden Streits war ein Vorstoß von AfD-Parteichef Bernd Lucke. Er hatte gegen den Willen einiger Mitglieder des Bundesvorstands für den 18. Januar nach Frankfurt/Main eingeladen, um noch vor dem Bremer Parteitag Ende Januar über geplante Satzungsänderungen zu sprechen. Lucke will so erreichen, dass die AfD künftig nicht mehr drei, sondern nur noch einen Vorsitzenden hat - nämlich ihn selbst.

Das missfällt den bisherigen Co-Parteichefs Konrad Adam und Frauke Petry sowie dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Alexander Gauland. Adam sprach vor der Telefonkonferenz von einer brisanten Stimmung in der Partei. "Das ist riskant, das kann das Fass auseinanderreißen", sagte er den Zeitungen "Bild" und "B.Z.". In einem Schreiben an Lucke hatten sich Petry, Adam und andere Unterzeichner beschwert über Luckes Führungsstil "nach Gutsherrenart" sowie dessen Versuche, Parteifreunde "auf Linie zu bringen".

Die sächsische AfD-Fraktionschefin Petry sagte der "Saarbrücker Zeitung", sie hoffe, dass Lucke auch weiter dabei sei. "Das möchte ich. Ich wünsche mir umgekehrt, dass er auch diejenigen, die die Partei ebenso mitgeprägt haben, mehr respektiert."

Driftet die Partei weiter nach rechts?

Liberale AfD-Mitglieder befürchten, dass die Partei ohne Lucke weiter nach rechts abdriften könnte. So war Brandenburgs AfD-Vorsitzender Gauland am Rande einer Demonstration der Anti-Islam-Bewegung Pegida in Dresden aufgetreten. Petry hat für diesen Mittwoch (7.) die Pegida-Organisatoren zu einem Gedankenaustausch in ihr Büro im Dresdner Landtag eingeladen.

Die AfD war mit Erfolgen in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und bei der Europawahl der Polit-Aufsteiger des Jahres 2014. Auch bei den diesjährigen Landtagswahlen in Hamburg und Bremen hofft die neue Partei auf den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.

Der stellvertretende AfD-Sprecher Hans-Olaf Henkel will, dass Lucke alleiniger Parteichef wird. "Ausgelöst wurde der Ärger von den beiden Mit-Sprechern, die um ihren Einfluss bangen", sagte Henkel dem "Handelsblatt" (Dienstag) mit Blick auf Petry und Adam. Er wies den Eindruck zurück, dass die AfD nach rechts gerückt sei. Er kämpfe für ein liberales Programm, sagte der frühere Industrie-Präsident.

Gauland erwartete vor der Telefonkonferenz keinen Rücktritt Luckes wegen des Machtkampfes. "Das sind so Drohgebärden, von denen ich gar nicht viel halte - wir alle halten nicht viel davon. Wir wollen ja mit ihm weiterarbeiten", sagte er am Montag im ZDF und fügte hinzu: "Wir halten es für falsch, dass Bernd Lucke die Spitze verengen will, während wir die Themen an der Basis verbreitert haben."

Der Hamburger AfD-Spitzenkandidat Jörn Kruse sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich bin sehr sauer, dass dieser Streit öffentlich ausgetragen wird. Wir haben dadurch sicherlich Nachteile im Wahlkampf." Kruse unterstützte Luckes Kurs: "Ich würde mir wünschen, dass er den alleinigen Vorsitz übernimmt."

Bayerns AfD-Chef Andre Wächter sagte dem "Münchner Merkur", es habe sich "gezeigt, dass die Konstellation mit einem Vorsitzenden besser funktioniert". Lucke sei "das Gesicht der Partei". Baden-Württembergs AfD-Vorsitzender Bernd Kölmel sagte der dpa: "Ich stehe hinter Bernd Lucke" - denn faktisch habe die AfD schon jetzt nur einen Vorsitzenden, der in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde.

(dpa)
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