Großes Potenzial Die Anti-Euro-Partei wächst im Eil-Tempo

Berlin · Am kommenden Sonntag gründet sich die neue Anti-Euro-Partei. Zentrale Forderung: Auflösung der Euro-Zone. Binnen weniger Tage hat sie ihre Mitgliederzahl vervielfacht. Die in Umfragen jüngst zurückeroberte absolute Mehrheit für Schwarz-Gelb könnte sich angesichts der neuen Konkurrenz im bürgerlichen Lager schnell wieder in Luft auflösen.

 Frauke Perty ist Vorstandsmitglied und Sprecherin der Partei Alternative für Deutschland (AfD).

Frauke Perty ist Vorstandsmitglied und Sprecherin der Partei Alternative für Deutschland (AfD).

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Die Nervosität bei Union und FDP ist groß. Das Potential für die neue Partei mit dem Namen "Alternative für Deutschland" scheint beachtlich. In Umfragen erzielte sie bemerkenswert viel Zustimmung. Jeder Vierte äußerte Sympathien. 24 Prozent der Befragten konnten sich vorstellen, bei der Bundestagswahl die neue Partei zu wählen, hieß es am vergangenen Sonntag. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die neue Partei noch längst nicht jedem ein Begriff gewesen sein.

 AfD-Gründer Bernd Lucke freut sich über wachsenden Zuspruch für seine neue Partei.

AfD-Gründer Bernd Lucke freut sich über wachsenden Zuspruch für seine neue Partei.

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Am kommenden Sonntag findet in Berlin der Gründungsparteitag statt. Ein großes Medienecho ist der Alternative für Deutschland sicher.

Rasanter Zuspruch

Schon jetzt erlebt sie einen rasanten Zuspruch. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung online berichtet, wächst die junge Partei in rasantem Tempo. Nach eigenen Angaben zähle sie bereits mehr als 7500 Mitglieder. Demnach haben in gerade mal zwei Wochen 2500 Menschen ihre Unterstützung zugesagt. "Der Zustrom ist gewaltig", zitiert die FAZ Parteigründer Bernd Lucke, einen Volkswirtschaftsprofessor in Hamburg.

Augenscheinlich wirkt die neue Partei auf viele Wähler attraktiv. In Deutschland ein regelmäßig zu beobachtendes Phänomen. Mit neuen Strömungen verbinden sich stets Hoffnungen. Der Parteienname mit dem populären Begriff "Alternative" befördert solche Projektionen. Vor einem etwa einem Jahr war das bei den Piraten zu beobachten, die den etablierten Parteien reihenweise das Fürchten lehrten, aber inzwischen mit gleicher Rasanz an Zuspruch verloren haben.

Akademisch geschultes Personal

Eins aber unterscheidet die neue "Alternative" ganz wesentlich von den Piraten. Diesmal dürften weniger SPD und Grüne unter der neuen Konkurrenz leiden als die bürgerlichen Parteien. Das Euro-Thema und das überwiegend akademisch gebildete Personal dürfte vor allem auf CDU-Wähler einen Reiz ausüben. Gleich mehrfach sind in der Alternative Professoren aus dem Wirtschaftsbereich aktiv, außerdem haben Mitglieder aus Union und Liberale das Lager gewechselt. Das wirkt seriös.

"Unsere Mitglieder sind überwiegend akademisch, stehen in der Mitte des Lebens oder darüber und sind überwiegend männlich", erklärte Lucke gegenüber der FAZ. Demnach hat sich die Neu-Partei bereits ein detailliertes Bild von ihrer frisch dazugekommen Anhängerschaft gemacht. Eine klare Mehrheit stammt demnach aus dem bürgerlichen Lager. Mehr als 1100 hätten früher Union oder FDP angehört, etwa 500 dem rot-grünen Lager. Auch Bernd Lucke war 33 Jahre lang in der CDU.

Warnungen aus Berlin

Entsprechend groß ist die Nervosität bei den Bürgerlichen. Gut möglich, dass die "Alternative" eine neue Patt-Situation im Bundestag heraufbeschwört, in der weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grün über eine ausreichende Mehrheit verfügen. Schon wenige Stimmen könnten reichen, um der jetzigen Regierungskoalition die Mehrheit zu rauben. Mit Grausen denken sie in der CDU an die Landtagswahlen in Niedersachsen zurück. Dort fehlten gerade mal 335 Stimmen zum Machterhalt.

Entsprechend alarmiert klingen die Warnungen aus Berlin. "Wer zurück zur D-Mark will, riskiert Deutschlands Spitzenposition und eine Spaltung Europas", sagt CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Sein Parteifreund Steffen Kampeter schimpft über Populismus. Die neue Partei gaukele den Wählern vor, es sei möglich, die gemeinsame Währung ohne Nachteile zu renationalisieren, quasi aus dem Rührei wieder Ei zu machen", sagte er der FAZ.

Geschäftsführer Michael Grosse-Brömer warnt vor einem politischen Irrweg. "Inhaltlich kann man nicht mit den Antworten von gestern die Herausforderungen von morgen bestehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Von einem besonderen Risiko für die Union will er nichts wissen. Mögliche Sympathisanten fänden sich auch bei SPD, Grünen und Linkspartei. Eine Ein-Thema-Partei werde es zudem schwer haben, genügend Unterstützung zu mobilisieren.

(pst)
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