Studie zeigt Unzufriedenheit mit Reform Die Frustration bei der Bundeswehr wächst

Berlin · Verkleinerte oder geschlossene Kasernen, Aussetzung der Wehrpflicht – die Bundeswehrreform ist in vollem Gange. Doch von den Führungskräften der Truppe hagelt es laut einer aktuellen Studie erneut massive Kritik. Drei Viertel der Befragten sprechen sich für Nachbesserungen aus. Insbesondere die Personalsituation wird angesichts wachsender Auslandseinsätze kritisiert.

Das sind die Eckpunkte der Bundeswehrreform
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Verkleinerte oder geschlossene Kasernen, Aussetzung der Wehrpflicht — die Bundeswehrreform ist in vollem Gange. Doch von den Führungskräften der Truppe hagelt es laut einer aktuellen Studie erneut massive Kritik. Drei Viertel der Befragten sprechen sich für Nachbesserungen aus. Insbesondere die Personalsituation wird angesichts wachsender Auslandseinsätze kritisiert.

"Die Bundeswehr steht kurz vor der Implosion" — mit diesem drastischen Satz beschreibt Bundeswehrverbandschef Ulrich Kirsch die Situation bei den deutschen Soldaten. Der mit der Reform verbundene Personalabbau verlaufe derzeit zu schnell, es gebe zusätzliche Belastungen durch Auslandseinsätze in der Türkei oder in Mali.

Die Regenerationsphasen in der Heimat würden für die Soldaten immer kürzer, fährt Kirsch fort. Das alles belaste. "Hier spart man Truppe und Familien kaputt", sagt er. "Auch diese Menschen stoßen an ihre Grenzen." Es sind Worte, die man im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder gehört hat — auch vom Wehrbeauftragten in seinem jährlichen Bericht. In diesen Tagen, in denen der Verteidigungsminister Thomas de Maizière ohnehin in der Kritik steht, dürften sie noch stärker nachhallen.

Nur acht Prozent bewerten Reform für gut

Entsprechend weist das Ministerium auch Forderungen nach mehr Personal, wie vom Bundeswehrverband angesichts der Studie der Universität Chemnitz gefordert, zurück. "Ärger und Frustration" in der Truppe seien aber verständlich, allerdings sei das auch nicht anders zu erwarten gewesen, heißt es dort.

Die Zahlen aber sagen, dass die Frustration extrem hoch ist und im Vergleich zur Studie im vergangenen Jahr noch einmal zugenommen hat. Drei Viertel der befragten zivilen und militärischen Führungskräfte hält den Nachbesserungsbedarf bei der Reform für groß oder sehr groß. Und nicht einmal acht Prozent bewerten die Umsetzung der Reform als gut oder sehr gut. Im vergangenen Jahr waren es noch 15 Prozent.

Viele fühlen sich von Politik im Stich gelassen

Im vergangenen Jahr hatte der Minister seine Reform verteidigt, aber versprochen, diese den Soldaten besser zu vermitteln. Laut Studienleiter Gerd Strohmeier habe sich die Situation aber nicht verbessert, in Teilen sogar verschlechtert. "Die Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle sind alarmierend", so Strohmeier. "In jedem Fall wird deutlich, dass ein akuter politischer Handlungsbedarf herrscht." Denn eine Verbesserung der Situation stellten gerade einmal drei Prozent der Befragten fest.

Nicht gerade förderlich für das Ansehen der Bundeswehr dürfte auch sein, dass lediglich 17 Prozent der Befragten ihren Job weiterempfehlen würden. Und knapp 60 Prozent fühlen sich von der Politik nicht unterstützt. Immerhin aber gibt es auch gute Nachrichten für Verteidigungsminister de Maizière, denn während die Kritik an der Politik im Allgemeinen groß ist, wünscht sich nur jeder vierte Befragte mehr Unterstützung aus dem Verteidigungsministerium.

(dpa/afp/das)
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