Loki Schmidt ist tot Die Große Dame der Bonner Republik
Hamburg (RPO). Der Tod von Loki Schmidt hat in Deutschland Trauer und Mitgefühl ausgelöst. Die Frau an der Seite von Helmut Schmidt drängte sich nie in Vordergrund und bewegte doch Millionen. Mit ihrem natürlichen Auftreten, ihrem klugen Lächeln und ihrer Begeisterung für Pflanzen und Naturschutz prägte Loki Schmidt lange Jahrzehnte das Bild der Bundesrepublik mit.
Helmut und Loki Schmidt – gemeinsame Erinnerungen
68 Jahre waren Helmut und Loki Schmidt miteinander verheiratet. Und während der Altkanzler oft für seine direkte und auch mal hanseatisch-hochnäsige Art bekannt ist, schien sie immer die ruhende Kraft an seiner Seite zu sein. Stets elegant und doch schlicht gekleidet, ihre Lippen von einem einem leicht spöttischen aber freundlichen Lächeln umgeben, die Zigarette in der Hand — so kannte die Öffentlichkeit Loki Schmidt.
"Nie ein richtiges Mädchen"
Schon ihre Kindheit war etwas Besonderes, etwas Ungewöhnliches. Sie selbst erzählte in ihrer Biografie, dass sie "nie ein richtiges Mädchen" gewesen sei. Sie prügelte sich mit den Jungs aus der Nachbarschaft. Manchmal gewann sie sogar. Doch in der politischen Zeit ihres Mannes und auch danach machte sie eher den Eindruck der zurückhaltenden, stets gefassten Frau. Es gibt viele Gründe, warum sie auch Konservative mit Anerkennung als Große Dame der Bonner Republik bezeichnen.
Liebe seit dem Kindergarten
Die TV-Porträts, die es über das Ehepaar Schmidt gibt, zeigten stets, wie selbstverständlich die beiden harmonierten. Der eine schien den anderen in jeder Hinsicht zu ergänzen. Gemeinsam strahlten die beiden eine unglaubliche Ruhe aus. Und wie groß die Liebe zwischen ihnen war, konnte man an den kleinen Gesten zwischen ihnen erkennen — und den Momenten, in denen sie sich ein kleines Lächeln zuwarfen.
Vielleicht war es diesen Lächeln, das Loki bei Millionen Deutschen beliebt machte. Ein Lächeln, das um fast 70 Jahre geteilte Freunde, Leid, Höhen und Tiefen, Momente der Stärke und Momente der Krisen weiß. Ein Lächeln das sagt: Uns beide, uns trennt gar nichts mehr, niemals.
Starke Frau im Hintergrund
In den schwierigen Zeiten, die auch Helmut Schmidt während seiner Kanzlerschaft von 1974 bis 1982 durchmachen musste, stärkte Loki ihm im Hintergrund den Rücken. Gerade in jenem Herbst 1977, als die RAF das Land in Aufruhr versetzte und der Kanzler mit harten Zügeln regierte. Oder 1982, als Helmut Schmidt ein Misstrauensvotum gestürzt wurde, verraten von der FDP.
Privat meinte es das Schicksal nicht leicht mit den beiden. Loki Schmidt erlitt gleich mehrere Fehlgeburten, wie sie in ihrer Biografie erzählte. Und sie verlor ihren einzigen Sohn. Moritz hieß er, kam 1944 zur Welt, nur zwei Jahre nach der Geburt der Tochter Susanne, und starb nach nur sieben Monaten. Selten hörte man das Paar über diesen Schicksalsschlag sprechen, aber die Trauer war ihnen auch in den letzten Jahren noch in den Augen abzulesen.
Engagiert im Naturschutz
Doch die beiden ließen sich nicht unterkriegen. Während Helmut Schmidt auch weiter im politischen Geschehen eine Meinung hatte, gern zu Talkshows eingeladen wurde und als Herausgeber der "Zeit" tätig war, ging sie mit Leidenschaft ihrer Berufung nach — dem Naturschutz. Denn Loki Schmidt hatte eine eigene Aufgabe, einen eigenen Beruf, eine eigene Leidenschaft, die mit dem Beruf ihres Mannes nichts zu tun hatte.
Schon in den Jahren der Kanzlerschaft rief sie die "Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen" ins Leben. Sie ging auf Forschungsreisen und engagierte sich für die Umwelt. Mehrmals ist sie dafür ausgezeichnet worden, wurde sogar Ehrensenatorin an der Universität Hamburg.
"Blume des Jahres"
Erst heute wurde wieder die "Blume des Jahres" benannt. Ein Preis, der auf Initiative von Loki Schmidt und ihrer Stiftung im Jahr 1980 eingeführt wurde. Mit der Auszeichnung der Moorlilie wollte sie deren gefährdeten Lebensraum ins öffentliche Bewusstsein rücken, wie der Geschäftsführer der Stiftung mitteilte. Loki Schmidt erlebte dies nicht mehr.
Loki Schmidt wurde 91 Jahre alt. Die Nachricht ihres Todes lässt Millionen Deutsche einen Moment inne halten. In Loki Schmidt verliert die Bundesrepublik Deutschland eines ihrer Gesichter.
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