Katharina Nocuns Rückzug Die Piraten und das liebe Geld

Berlin · Bei der Bundestagswahl erreichten die Piraten nur 2,2 Prozent. Nun kündigt mit Geschäftsführerin Katharina Nocun ein weiteres Vorstandsmitglied seinen Rückzug an – weil sie sich die Parteiarbeit finanziell derzeit nicht mehr leisten könne. Ein altbekanntes Problem der Piraten, das nun wohl wieder auf den Tisch kommen dürfte.

Katharina Nocun - politische Geschäftsführerin der Piraten
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Katharina Nocun - politische Geschäftsführerin der Piraten

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Bei der Bundestagswahl erreichten die Piraten nur 2,2 Prozent. Nun kündigt mit Geschäftsführerin Katharina Nocun ein weiteres Vorstandsmitglied seinen Rückzug an — weil sie sich die Parteiarbeit finanziell derzeit nicht mehr leisten könne. Ein altbekanntes Problem der Piraten, das nun wohl wieder auf den Tisch kommen dürfte.

Sie ist jung und engagiert: die 27-jährige Katharina Nocun. Im Bundestagswahlkampf war sie neben Parteichef Bernd Schlömer eines der wichtigsten Gesichter der Piraten. Ein frisches Gesicht nach all den Personalquerelen. Doch nun steht fest: Auf dem Bundesparteitag Ende nächster Woche will Nocun nicht wieder als Geschäftsführerin kandidieren. Der Grund: "Ich kann mir die Arbeit im Bundesvorstand unter den aktuellen Umständen leider gerade nicht mehr leisten", wie sie der "taz" sagte.

"Ich würde ja gerne weitermachen! Aber es ist bei mir finanziell einfach nicht drin", sagte sie zudem "Zeit Online". Denn Nocun studiert, hat auch noch einen Nebenjob. Die dreifache Belastung durch Studium, Arbeit und Engagement in der Partei sei zu viel geworden, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Das Problem. Die Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich, bekommen auch keine Aufwandsentschädigung. Auf Dauer ist das für viele nicht machbar — und ein altbekanntes Problem bei den Piraten.

Kluft zwischen Diäten und nichts

Schon im April vergangenen Jahres hatte der NRW-Fraktionsvorsitzende Joachim Paul Geld für die Arbeit in der Partei gefordert. Dem "Spiegel" sagte der damalige Spitzenkandidat für NRW: "Wenn Piraten als Abgeordnete im Parlament sitzen und Diäten bekommen, kann es nicht sein, dass der Parteivorstand unbezahlt bleibt. Dann gibt es keine Balance mehr." Professionalisierung heiße auch, man müsse sich sorgenfrei um die Belange der Bürger kümmern können.

Und die frühere Geschäftsführerin der Piraten, Marina Weisband, von der sich viele eine Rückkehr in den Vorstand wünschen, muss ebenfalls gestehen: "Ich kann mir die Arbeit im Bundesvorstand im Moment nicht leisten", wie sie der "taz" sagte. Sie könne für den nächsten Vorstand nur kandidieren, wenn sie eine gut bezahlte Halbtagsstelle finde. Aber das sei ihr bisher nicht gelungen.

Auch für Nocun scheint die politische Arbeit derzeit nicht mehr realisierbar. Auf "Zeit Online" erklärte sie, dass sie in der heißen Phase des Wahlkampfes täglich 14 bis 16 Stunden gearbeitet habe. "Das mache ich auch sehr gerne. Aber von irgendwas muss ich auch die Krankenversicherung bezahlen." Daher bläst auch sie in das gleiche Horn wie vor anderthalb Jahren Joachim Paul.

Nocun: Mehr auf Spenden setzen

"Wir brauchen auch eine bezahlte Struktur, um den Ehrenamtlichen den Rücken zu stärken", sagte sie der dpa. Auch in der "taz" appellierte sie, die Vorstände "unbedingt" für ihre Arbeit zu bezahlen. Und auf "Zeit Online" schlägt sie als Ausweg vor, stärker auf Spenden zu setzen, sagt aber auch: "Wir haben und wollen, anders als andere Parteien, keine Lobby-Spenden." Dennoch bereite die Partei nun eine Spendenkampagne rund um Weihnachten vor.

Es könnte ein Ausweg sein — wenn den die Mitglieder mitmachen. Auf dem anstehenden Parteitag, auf dem zudem der neue Vorstand gewählt wird (und einige altbekannte Gesichter wie Schlömer und Nocun nicht mehr zur Wahl stehen), jedenfalls könnte das Thema Finanzen nun schnell wieder auf die Tagesorsdnung kommen. Schließlich sagt auch Nocun auf "Zeit Online", man habe jetzt 30.000 Mitglieder, das sei nicht mehr auf Ehrenamtsbasis zu leisten.

Es dürfte also Zeit sein für die Piraten, sich neu aufzustellen nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Bundestagswahl, und das nicht nur personell.

(das)
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