Fotos Die Spitzenkandidaten der Landtagswahl in Schleswig Holstein
Jost de Jager (CDU): Jost de Jager stolperte im Sommer 2011 in seine neue Rolle hinein. Denn als Spitzenkandidaten für Schleswig-Holstein hatte der bisherige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen eigentlich den früheren CDU-Landeschef Christian von Boetticher auserkoren. Doch als der dann über eine Affäre mit einer 16-Jährigen stolperte, rückte der 47-jährige Minister und gelernte Journalist de Jager ins Rampenlicht. Der Sohn eines niederländischen Pastors ist das Gegenmodell zu dem burschikosen und knorrig wirkenden Carstensen. Beide wiederholen immer wieder öffentlich, dass Carstensen mit dem Bauch regiert habe – und de Jager der Mann mit Köpfchen sei.
Torsten Albig (SPD): Albig war einst Sprecher und Vertrauter des damaligen Bundesfinanzministers Peer Steinbrück. Im Sommer 2009 hat er Berlin verlassen, um als Oberbürgermeister die Landeshauptstadt Kiel zu regieren. Seit dem Umzug von der Spree an die Förde hat sich sein Blick auf die Bundespolitik verändert, die er Selbstbetrachtungswelt nennt, die sich mit sich selbst statt mit der Realität befasse. Der verheiratete Vater zweier Kinder pflegt inzwischen einen Stil, der auf Ausgleich statt auf Attacke bedacht ist. Der in Bremen geborene Jurist begann seine Karriere 1992 in der Steuerverwaltung des Landes Schleswig-Holstein.
Wolfgang Kubicki (FDP): In der kriselnden FDP gehört Wolfgang Kubicki zu den profiliertesten Köpfen. Der 60-jährige Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen Liberalen ist bekannt, auch bundesweit. Der stets akkurat gekleidete Anwalt mit dem silbrig-weißen Haar, dem scharfen Intellekt und dem Hang zu deutlichen Worten liebt die Konfrontation - mit dem politischen Gegner, auch mit der eigenen Parteispitze. Aus der schleswig-holsteinischen Politik ist der in Braunschweig geborene Jurist und Volkswirt kaum wegzudenken. Mitte der 1970er Jahre kam er zum Studieren nach Kiel und blieb. 1976 wurde er erstmals in den Landesvorstand der Liberalen gewählt.
Robert Habeck (Grüne): Er studierte Philosophie, promovierte über das Thema "Die Natur der Literatur" und arbeitet gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller. Relativ spät wagte er den Einstieg in die Politik, legte aber eine steile Parteikarriere hin, die auch im Bund schon viele aufmerksam machte. Von Weggefährten wird Habeck als "inhaltlicher Mensch" beschrieben, der vor allem an der Umsetzung grüner Konzepte arbeiten will. Habeck ist ein Vordenker, ein Ideologe ist er nicht. Er wettert gegen Lagerdenken, prinzipielle Berührungsängste mit der CDU werden ihm nicht nachgesagt. Er will politische Eigenständigkeit.
Antje Jansen (Linke): Die 62-Jährige gehörte in den 90er Jahren noch zur Parteispitze der Nord-Grünen und vertrat dort den Fundi-Flügel. Im Jahr 2000 verließ die gelernte Erzieherin die Partei wegen des Streits über den Krieg auf dem Balkan und ging fünf Jahre später zur Linken. Heute nennt sich die Fraktionschefin im Landtag selbst Realpolitikerin und agiert als Sozialpolitikerin.
Torge Schmidt (Piraten): Der 23-Jährige liebt intelligente Computer-Rollenspiele sowie American Football und will nun als Spitzenkandidat mit den Piraten erstmals in den Kieler Landtag. Für den Wahlkampf hat sich der Großhandelskaufmann unbezahlten Urlaub genommen. Er sympathisiert schon seit 2007 mit den Newcomern, seit 2009 ist er Mitglied. Was ihn politisch bewegt? "In der Netzpolitik ist vieles schief gelaufen", sagt Schmidt. Und: "Neues mit aufzubauen ist viel schöner als Altes zu renovieren."
Anke Spoorendonk (SSW): Der 64-Jährigen wurde der politische Werdegang quasi in die Wiege gelegt. Schon ihr Vater war für die Partei der dänischen Minderheit aktiv und schickte seine Tochter in eine dänische Schule. Sie studierte in Kopenhagen Geschichte und Germanistik, arbeitete dann an einer dänischen Schule in Flensburg. Im Landtag beerbte sie 1996 die SSW-Legende Karl Otto Meyer. Im Landtag sorgt Spoorendonk dafür, dass sich der kleine SSW im Meinungsstreit mit der Konkurrenz behaupten kann.