Fotos Spitznamen unserer Politiker
Politiker von Format bekommen früher oder später einen Spitznamen verpasst. Manche davon sind geistreich, manche witzig und die meisten erzählen etwas über den Menschen, auf den sie gemünzt sind. Ein kleiner Überblick.
Mutti
Angela Merkel - Seitdem die Kanzlerin eine schwäbische "Hausmutti" als Kronzeugin für den Umgang mit der Weltwirtschaftskrise angeführt hat, wird sie in der Union "Mutti" gerufen.
Ebenfalls bekannt ist sie als "Madame Non", weil sie sich im Kampf gegen die Wirtschaftskrise nicht am französischen Aktionismus beteiligen wollte.
In ihren politischen Anfangsjahren unter Kohl war sie zuvor immer nur "das Mädchen".
Bambi
Philipp Rösler - der FDP-Chef wirkt ob seines jugendlichen Alters oft noch jung und gar naiv im politischen Betrieb. Unterschätzen sollte man ihn nicht. Den Machtkampf bei den Liberalen überstand er, seinen Kritiker Rainer Brüderle stutzte er zurück. Auch das Rehkitz Bambi war ein Kämpfer.
Muttis Klügster
Norbert Röttgen -der frühere Bundesumweltminister und CDU-Landeschef von NRW drückt sich gerne gewählt aus und gilt nicht ganz zu Unrecht als intellektueller Kopf. Kombiniert mit mitunter schwiegersohnhafter Freundlichkeit bekam er schnell den Stempel eines Strebers aufgedrückt.
Brioni-Kanzler
Gerhard Schröder - Merkels Vorgänger hatte durch seine wirtschaftsfreundliche Politik schnell einen Ruf als "Genosse der Bosse" weg.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit sorgte er zudem mit Fotos im teuren Designermantel für Furore. Fortan war er der "Brioni-Kanzler".
Birne
Helmut Kohl - Um gleich bei den Regierungschefs zu bleiben: Dauerkanzler Kohl wurde im Volksmund in seinen letzten Amtsjahren nur noch "die Birne" genannt - eine Anspielung auf die Form seines Kopfes und die immer breiter werdenden Wangen.
Zuvor wurde er wegen seiner Pfälzer Herkunft auch als "Bimbeskanzler" bezeichnet.
Wegen seiner Körpergröße (1,93 Meter) und konservativen Ansichten hieß er früher auch "der Schwarze Riese".
Schmidt Schnauze
Helmut Schmidt - Seine schneidige und zuweilen bissige Rhetorik brachten Schmidt den Namen "Schmidt-Schnauze" ein.
Willy Wolke
Willy Brandt - SPD-Kanzler Brandt hatte eine Vorliebe für Visionen. Politische Gegner tauften ihn daraufhin "Willy Wolke".
Häuptling Silberzunge
Kurt Georg Kiesinger - Wegen seiner geschliffenen Rhetorik hieß Brandts Vorgänger "Häuptling Silberzunge".
Plisch und Plum
Franz Josef Strauß (CSU) und Karl Schiller - In Kiesingers Kabinett machte das ungleiche Gespann aus dem kantigen Finanzminister Strauß und dem eher professoralen Schiller als "Plisch und Plum" von sich reden, angelehnt an ein Hundepärchen bei Wilhelm Busch.
Der Alte
Konrad Adenauer - Bei seiner Vereidigung als Bundeskanzler war Adenauer bereits 73. Er blieb 14 weitere Jahre im Amt. Sein Spitzname: "Der Alte".
Die Äbtissin
Annette Schavan - Selbstredend kommen auch zahlreiche zeitgenössische Politiker zu einem Spitznamen. So wird etwa die frühere Bildungsministerin Schavan wegen ihrer rigiden Strenge ghelegentlich die "Äbtissin" genannt.
Der "Rumsauer"
Peter Ramsauer - Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Freunde nennen ihn Ramses, Gegner bevorzugen eine leichte Abwandlung seines Namens mit wenig erfreulicher neuer Bedeutung: Aus Ramsauer wird dann Rumsauer.
Der "Herr Baron"
Unter Parteifreunden wurde der frühere Verteidigungsminister der CSU gerne mal ein wenig spöttisch "Herr Baron" gerufen. Dabei ist Karl-Theodor zu Guttenberg genau genommen ein Freiherr. Alternativ wurde er auch gerne "K.T." gerufen.
Scholzomat
Olaf Scholz - Wenig schmeichelhaft die Erfindung für den ehemaligen SPD-Arbeitsminister. Weil er gelegentlich gefühlskalt und nordisch-kühl erscheint, hängt ihm der Name "Scholzomat" an.
Ullala
Ulla Schmidt - Angelehnt an eine Radio-Comdey heißt die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt seit Regierungszeiten "Ullala".
Die Stones
Steinbrück und Steinmeier - Wegen ihrer Namensparallelen und vielleicht auch, weil sie schon so lange im politischen Geschäft sind, heißen die beiden SPD-Spitzen schlicht und einfach die "Stones".
Prickel
Frank-Walter Steinmeier - Früher, in der Fußballmanschaft seiner Heimatgemeinde Brakelsiek, trug Steinmeier noch einen anderen Spitznamen. Die Kollegen riefen ihn "Prickel". Was der Name bedeutet, vermag selbst in Brakelsiek keiner mehr zu sagen.
Krippen-Ursula
Ursula von der Leyen - In Berlin ist sie die "Krippen-Ursula". Mit ihrem liebsten Projekt, dem Ausbau der Kinderkrippen, hat sie die Kabinettskollegen vermutlich dem Wahnsinn nahe gebracht.
Teflon-Tiefensee
Wolfgang Tiefensee - Mehrfach verhedderte sich der SPD-Politiker zu Ministerzeiten in Affären, immer konnte er sich daraus befreien. Weil an ihm keine Krise haften bleibt, heißt der SPD-Minister im Berliner Polit-Talk der "Teflon-Tiefensee".
Die Rote Heidi
Heidemarie Wieczorek-Zeul - Seit Urzeiten heißt sie in der SPD wegen ihrer Ansichten und modischen Vorlieben die "rote Heidi".
Alec
Klaus Wowereit - Berlins Regierender Bürgermeister ist ein Spitznamen-Sonderfall. Die Zeiten, als er noch wegen seiner ausgehfreudigen Amtsführung ein "Regierender Partymeister" geschimpft wurde sind vorüber. Ersatzweise heißt er nun "Alec".
Alec, werden Sie fragen?
Alec Baldwin - Schauen Sie mal hier. Vergleiche mit dem US-Schauspieler Alec Baldwin sind nicht ganz ohne Berechtigung.
Mecki
Kurt Beck - Kurt Beck heißt wegen seiner Stoppelfrisur genauso wie der kleine Igel "Mecki", dessen Figur zu Schwarz-weiß-Zeiten durch Trickfilme und Postkarten bekannt wurde.
Münte
Franz Müntefering - Nicht immer sind Spitznamen originell. Dafür hat die Kurzform "Münte" schon Einzug in die Alltagssprache gefunden.
Strucki-Bär
Peter Struck - Eher eine Vier-Augen-Sache unter Kollegen ist der Spitzname des ehemaligen SPD-Fraktionschefs: "Strucki-Bär". Erfinder ist angeblich Unionskollege Volker Kauder. Er benutzt ihn angeblich regelmäßig. Voraussetzung: Struck ist nicht dabei.
Robin Hood
Jürgen Rüttgers - In der CDU macht er gerne mit betont sozialen Forderungen auf sich aufmerksam. Die Folge: In der eigenen Partei nennen sie Rüttgers einen "Robin Hood", in der SPD verspotten sie ihn als den "neuen Arbeiterführer von der Ruhr".
Bruder Johannes
Johannes Rau - Abgeschaut hat Rüttgers dabei ganz offen vom ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dessen Motto hieß "Versöhnen statt Spalten", sein Spitzname folgerichtig "Bruder Johannes".
Bundeseierminister
Horst Seehofer - Politische Gegner sagen dem CSU-Chef nach, nicht besonders prinzipientreu zu sein, wenn es um Macht und Stimmen geht. Daher rührt offensichtlich der noch aus Seehofers Berliner Zeiten stammende Begriff "Bundeseierminister".
Schüttel-Schorsch
Georg Schmid - Der Fraktionsvorsitzende der CSU hat einen besonders schönen Spitznamen. Weil ihn unter Menschen ein ausgeprägter Hang zum Händeschütteln überkommt, rufen sie ihn in Bayern den "Schüttel-Schorsch".
TSG
Thorsten Schäfer-Gümbel - Der Chef der SPD in Hessen kokettiert mit dem Bundesliga-Klub TSG Hoffenheim 1899r. Sein Namenskürzel "TSG" avanciert so zum erfolsgbesetzten Spitz(en)namen.
Frau Tricksilanti
Andrea Ypsilanti - Schäfer-Gümbels Vorgängerin hat eine weniger freundliche Bilanz vorzuweisen. War sie vor dem Verlust ihrer politischen Unschuld durch die Wahllüge in Hessen lediglich "Frau XY" (O-Ton Schröder), taufte sie der Boulevard inzwischen in "Frau Tricksilanti" um.
Seine Effizienz
Wolfgang Clement - Der ehemalige SPD-Mann gilt als Prototyp des Alphatiers. Als er noch Minister in Berlin war, erhielt er auf den Fluren den Titel "Seine Effizienz".
Gottvater
Joschka Fischer - Der ehemalige Außenminister von Rot-Grün - in seiner Partei nannten sie ihn wegern seiner Liebe zur Macht einen "Grün-Kohl", später war er bei den Grünen ob seiner Ausnahmestellung nur noch der "Gottvater" höchstpersönlich.
Apo-Opa
Hans-Christian Ströbele - Der Politiker vom linken Flügel der Grünen verteidigte in den 70ern als Anwalt Mitglieder der RAF vor Gericht. Heute wird er bei den Grünen liebevoll-spöttisch "Apo-Opa" gerufen.
Stoi-Bär
Edmund Stoiber - Die Republik lachte über seine Satzungetüme. Daraus resultuierte in Anspielung auf Stoibers Äußerungen zum Braunbär Bruno der Spitzname "Stoi-Bär". Aus den Anfangsjahren seiner Karriere unter Strauß stammt der wenig schmeichelhafte Begriff "das blonde Fallbeil".
Cleverle
Lothar Späth - Der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) schlug in seiner Karriere manchen geschickten Haken. In seinem Spitznamen "Cleverle" schwingt durchaus Anerkennung mit.
Ben Wisch
Hans-Jürgen Wischnewski - Der SPD-Staatsminister unter Helmut Schmidt hatte beste Kontakte zur arabischen Welt. Willy Brandt soll ihm daraufhin den Namen "Ben Wisch" verpasst haben.
Tapeten-Kutte
Kurt Hager - Der Chefideologe der DDR hieß nach einem Interview mit dem "Stern" nur noch "Tapetten-Kutte". Hager hatte den Reformkurs Michail Gorbatschows (Foto) als Tapetenwechsel abgewertet: "Würden Sie - wenn Ihr Nachbar seine Wohnung tapeziert - sich ebenfalls verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung neu zu tapezieren?", so seine ernsthafte Replik auf eine entsprechende Frage.