Dienstwagen im Check Umweltministerin fährt die schlimmste CO2-Schleuder

Berlin · Die Umwelthilfe hat die Dienstwagen der deutschen Politiker einem strengen CO2-Check unterzogen. Nur acht Modelle erhielten die symbolische "Grüne Karte" für umweltfreundliches Fahren. Eher peinlich ist das Ergebnis für mehrere SPD-Minister – Umweltministerin Barbara Hendricks vorneweg.

So klimaverträglich fahren die Spitzenpolitiker
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Die Umwelthilfe hat die Dienstwagen der deutschen Politiker einem strengen CO2-Check unterzogen. Nur acht Modelle erhielten die symbolische "Grüne Karte" für umweltfreundliches Fahren. Eher peinlich ist das Ergebnis für mehrere SPD-Minister — Umweltministerin Barbara Hendricks vorneweg.

Denn sie ist in ihrem Dienstwagen nicht gerade klimafreundlich unterwegs: Von allen Bundesministern nutzt Hendricks das Auto mit dem höchsten CO2-Ausstoß. Den letzten Platz im diesjährigen Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe teilt sie sich mit zwei SPD-Parteikollegen: Justizminister Heiko Maas und Familienministerin Manuela Schwesig.

Vor einem Jahr hatte Hendricks noch den ersten Platz belegt - ihr neues Auto stößt aber mehr CO2 aus, zudem haben viele Kollegen sich sparsamere Wagen zugelegt. Im Vergleich der Ministerienflotten belegt Hendricks Umwelt-Ressort allerdings den zweiten Platz hinter dem Justizministerium.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der von Umweltschützern selten Lob hört, steht dagegen ganz gut da: Der CSU-Politiker wird im Wagen mit dem zweitgeringsten CO2-Ausstoß gefahren, nur Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) ist noch sparsamer unterwegs.

Die Auswertung fiel freilich anders aus als in den Vorjahren, weil die Datengrundlage sich verändert hat. So hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) darauf verzichtet, in Form von "Grünen Karten" ein Lob für Dieselfahrzeuge auszusprechen. Grund: Der Diesel-Skandal und damit verbundene Manipulationen bei den Abgasprüfungen. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte die Politiker vor diesem Hintergrund auf, vorerst komplett auf die Anschaffung von Dieselfahrzeugen zu verzichten.

Insgesamt vergab die Umwelthilfe in diesem Jahr nur acht "Grüne Karten" — allesamt an Hybridautos mit kombiniertem Benzin- und Elektroantrieb. Mit der Bestwertung zeichnet die Organisation die umweltfreundlichen Modelle im Fuhrpark von Spitzenpolitikern sowie Bundes- und Landesbehörden aus, deren CO2-Ausstoß unter dem EU-Neuwagenflottengrenzwert von 130 Gramm CO2 je Kilometer liegt. Insgesamt 231 Politiker wurden befragt. Im vergangenen Jahr gab es 42 "Grüne Karten". Die meisten Spitzenpolitiker fahren jedoch Dieselautos, daher schrumpfte die Zahl zwangsläufig zusammen.

Für die Bundesregierung ist das Ergebnis nicht eben schmeichelhaft. Die einzige "Grüne Karte" auf Bundesebene erhielt Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) aus dem Bundesverkehrsministerium, der ein solches Fahrzeug mit einen CO2-Ausstoß von 112 Gramm je Kilometer fährt. Das darf sich die DUH durchaus als pädagogischen Erfolg auf die Fahne schreiben. Ferlemann war in den Vorjahren mehrmals als negativer Spitzenreiter mit 224 g CO2/km aufgefallen. Das aktuelle Schlusslicht auf Bundesebene unter allen Politikern bildet Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit), mit einem CO2-Ausstoß von 169 g/km.

Von den Bundesministern war Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am klimaschonendsten unterwegs, dicht gefolgt von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Wankas Fahrzeug hatte einen CO2-Ausstoß von 132 Gramm je Kilometer, Dobrindts Dienstwagen brachte es auf 137 Gramm je Kilometer. Zum Vergleich: Schlusslicht Hendricks stößt mit ihrem Auto 159 Gramm pro Kilometer aus.

Aus Fairnessgründen nicht in den Test mit einbezogen wurden dabei wie immer die aus Sicherheitsgründen besonders gepanzerten und daher auch sehr schweren Dienstwagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck und bestimmter Bundesminister. Fahrzeuge mit normalem "Sonderschutz" wurden allerdings mit bewertet.

Das Ranking der Landesregierungschefs führte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) mit einem CO2-Ausstoß von 102 Gramm je Kilometer an. Schlusslicht war der Dienstwagen von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) mit 268 Gramm. Dabei handelte es sich den Angaben der Umweltschützer zufolge aber um ein Sonderschutzfahrzeug. Schon im vergangenen Jahr hatte Kraft darauf verwiesen.

Verärgert zeigten sich die Prüfer der Umwelthilfe über Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Der nämlich habe die Herausgabe der Verbrauchsdaten seines Dienstwagens verweigert. Die DUH klagt deshalb vor dem Verwaltungsgericht in München gegen die bayerische Staatskanzlei. Ihrer Auffassung nach handelt es sich um Informationen, die dem Umweltinformationsgesetz zufolge veröffentlicht werden müssten.

(pst/dpa/AFP)
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