Fotos Dirk Niebel - ein Fallschirmjäger als Entwicklungshelfer
Der FDP-Politiker Dirk Niebel leitet den Chefsessel im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Personalentscheidung der FDP sorgte für Erstaunen, in Fachkreisen sogar für Entsetzen. Wer ist der Mann, der nun das Haus leitet, das er bis vor kurzem noch abschaffen wollte? Ein Kurz-Porträt.
"Ich bin Dirk Niebel, geboren am 29. März 1963 in Hamburg. Als Fallschirmjäger kam ich 1984 nach Calw im Schwarzwald." Mit diesen Worten begrüßt der bisherige Lautsprecher der FDP Gäste auf seiner Homepage.
Niebel gehört zu den großen Überraschungen des neuen Kabinetts. Mit Entwicklungshilfe hatte der gelernte Diplom-Verwaltungswirt bisher nichts zu tun. Mehrfach verlieh er der FDP-Forderung eine Stimme, das Ministerium als eigenständiges Haus gleich ganz abzuschaffen. jetzt soll er es leiten.
Bundespolitisch aufgefallen ist Niebel seit seiner Berufung zum Generalsekretär der FDP. Mit seiner häufig aggressiven Art erfüllte er das Aufgabenprofil des Partei-Lautsprechers nach Wunsch.
Niebel gilt als ergebener Anhänger von Guido Westerwelle. Die "Welt" verspottete ihn einmal als Westerwelles Schoßhund. Manche Beobachter hatten daher mit einem wichtigeren Kabinettsposten für Niebel gerechnet.
Niebel war als Generalsekretär verantwortlich für das äußere Auftreten der FDP im Wahlkampf - und damit auch für das historisch gute Ergebnis bei der Bundestagswahl von 14, 7 Prozent.
Außendarstellung - das mag der 46-Jährige und zwar auch in eigener Sache, wie er etwa hier mit der so genannten Niebel-Fibel demonstriert, einem Einstiegsheftchen für politisch interessierte Menschen, die sich für die Ideen der FDP interessieren.
Auf seiner Homepage äußert sich Niebel auch über Privates. Seit 1990 ist er mit seiner Frau Andrea verheiratet, einer Logopädin mit eigener Praxis. Zusammen haben sie drei Söhne.
Im Kollegenkreis gilt Niebel als durchaus umgänglich. Auch privat scheint er weniger ungehobelt zu sein, als er oft nach außen wirkt. Niebel zeigte sich bereits als hochmoderner Vater, als er für seinen zweiten Sohn Erziehungsurlaub nahm.
Außerhalb der Reihen der FDP ist Niebel hingegen mehrfach durch Brachial-Rhetorik aufgefallen. Hinter Münteferings privat bedingtem Rücktritt witterte Niebel politische Motive, die Große Koalition verglich er zum Entsetzen auch eigener Parteifreunde mit der Nationalen Front und dem Politbüro der DDR.
Kritiker werfen Niebel vor, keine tragenden Ideen und Perspektiven für die FDP zu haben. Niebel gilt ihnen als zu wenig eigenständig und sprechen ihm den Intellekt ab, Zukunftsentwürfe zu entwickeln.
Niebel muss vor diesem Hintergrund viele Vorbehalte in seinem neuen Ministerium überwinden. Ob er nun bei seiner Auffassung bleibt und sein eigenes Ministerum abschaffen will, erscheint allerdings zweifelhaft. Mit einem neuen Fachgebiet betraut haben schon manch andere Politiker ihre Auffassungen neu überdacht.
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