Wirtschaftsexperten kritisieren Kanzlerin DIW kritisiert Merkels Forderung nach Lohnerhöhungen

Düsseldorf (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird wegen ihrer Forderung nach deutlichen Lohnerhöhungen von Wirtschaftsexperten kritisiert. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, sagte in einem Interview: "Mit der pauschalen Forderung kann ich nichts anfangen, ich halte das für sehr gefährlich."

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Foto: gms

Zwar spreche angesichts der guten wirtschaftlichen Entwicklung nichts gegen Lohnerhöhungen im kommenden Jahr. "Umgekehrt darf man aber auch nicht vergessen, dass die deutsche Wirtschaft auf Massenentlassungen verzichtet hat, als es der Konjunktur im letzten Jahr schlecht ging", sagte Zimmermann gegenüber "Handelsblatt Online".

Nicht alle Branchen gleich gut aufgestellt

Auch sei die wirtschaftliche Lage nicht in allen Branchen gleichermaßen gut. Der DIW-Präsident meinte: "Es wird deshalb auf Augenmaß ankommen." Nach Einschätzung Zimmermanns wird es sehr gut beschäftigten Branchen zu kräftigeren Lohnsteigerungen kommen. "Angesichts des Fachkräftemangels geben solche Steigerungen auch Signale an die Menschen an den internationalen Arbeitsmärkten, Deutschland endlich als attraktives Zuwanderungsland zu entdecken und anzunehmen", meinte er.

Branchen mit gering qualifizierter Arbeit sollten nach seiner Ansicht mit geringeren Zuwächsen der Tarife auskommen. "Eine solche differenzierte Entwicklung würde die Basis unseres gegenwärtigen Wirtschaftserfolges, den funktionierenden Arbeitsmarkt, stärken und weitere Erfolge bei Beschäftigung und Wachstum sichern", sagte Zimmermann.

Die Kanzlerin hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) unterstützt, der sich für kräftige Lohnerhöhungen eingesetzt und auf den Tarifabschluss in der Stahlbranche von 3,6 Prozent verwiesen hatte. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte betont, weder der Wirtschaftsminister noch die Bundeskanzlerin mischten sich mit Forderungen in die Verhandlungen der Tarifparteien ein.

Auch Westerwelle für Lohnsteigerungen

Auch der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle hat sich angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland für höhere Löhne ausgesprochen. "Wenn die Wirtschaft wächst und dieses Wachstum Substanz und Dauer hat, dann sollten die Früchte dieses Aufschwungs auch bei den Menschen ankommen, die hart dafür gearbeitet haben", sagte Westerwelle dem "Hamburger Abendblatt".

Am Donnerstag hatten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten ihre bisherigen Wachstumsprognosen deutlich nach oben korrigiert. Demnach ist dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent zu rechnen, 2011 könnte das Bruttoinlandsprodukt noch um 2,0 Prozent wachsen.

(DDP/felt)
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