Kommentar Dr. a.D. zu Guttenberg

Berlin (RP). Nach den Plagiatsvorwürfen wegen seiner Doktorarbeit ist der Druck auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gewachsen. Dazu ein Kommentar von Michael Bröcker.

Die Währung in einer Demokratie ist Vertrauen. Es ist wenig, was der Bundesbürger einem Bundesminister nicht verzeiht. Schummelei gehört jedenfalls dazu. Der Deutsche mag Volksvertreter, die fleißige, ehrliche Kärrnertypen sind und den Staatsdienst wie ein Ehrenamt behandeln. Politiker, die ihre patriotische Pflicht erfüllen ohne Skandale. So einer ist Karl-Theodor zu Guttenberg.

Oder war? Der Verteidigungsminister mit der adeligen Herkunft und der noblen Haltung ist seit zwei Jahren der beliebteste Politiker Deutschlands. Mit den Plagiatsvorwürfen gerät Guttenberg nun in eine Krise, die ihm den Doktortitel und womöglich das Amt kosten kann. Die kritisierten Textstellen sind so zahlreich und so offensichtlich wörtlich von anderen Autoren ohne Quellenangabe übernommen, dass an Zufall oder Schlamperei kaum zu denken ist.

Sind ein paar Anführungszeichen, eine Fußnote zu viel verlangt? Dass Guttenberg ausgerechnet die Einleitung der Doktorarbeit wörtlich aus der FAZ abgeschrieben haben könnte, wäre fatal. Ausgerechnet die Visitenkarte seiner Einser-Doktorarbeit ist nur eine billige Kopie? Warum hat das ein eloquenter und intelligenter Mann wie Guttenberg nötig? Zweifel an der Charakterfestigkeit werden laut. Sollte Guttenberg seinen Doktortitel abgeben müssen, ist er Dr. a.D. zu Guttenberg auch als Minister irreparabel beschädigt.

In der Bundeswehr, der Guttenberg einen radikalen Umbau verordnet, wäre sein Ansehen ramponiert. Viele, die Guttenbergs Wirken bisher als wenig gehaltvoll kritisierten und seine Ad-hoc-Entscheidungen in der Kundus-Affäre und dem Gorch-Fock-Unglück als effektheischerisch abqualifizierten, fühlen sich nun bestätigt. Guttenberg muss schleunigst und umfassend die Fragen zu seiner Doktorarbeit beantworten, will er seinen Ruf retten.

Deutschland braucht einen Minister wie Guttenberg, der durch sein Auftreten und seinen Stil die Kluft zwischen Politik und Volk zu schließen vermag. Deutschland braucht einen Minister, der auch Unangenehmes stets mit klaren Worten ausspricht. Es sollten allerdings seine eigenen sein.

(felt)
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