NSA-Untersuchungsausschuss Snowden reagiert auf Twitter mit Ironie auf Maaßens Vorwürfe

Moskau/Berlin · Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hatte am Donnerstagabend vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages über eine russische Agententätigkeit des Ex-US-Geheimdienstlers Edward Snowden spekuliert. Dieser hat mit einem ironischen Kommentar auf die Vorwürfe reagiert.

 Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 9. Juni 2016 in Berlin vor Beginn seiner Vernehmung.

Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 9. Juni 2016 in Berlin vor Beginn seiner Vernehmung.

Foto: dpa, rje lof

"Ob Maaßen Agent des SVR oder FSB ist, kann derzeit nicht belegt werden", schrieb der in Moskau lebende Snowden bei Twitter. Die Abkürzungen SVR und FSB stehen für russische Geheimdienste.

Die Behauptung, Maaßen arbeite mit dem russischen Geheimdienst zusammen, sei "absolut abwegig", sagte am Freitag ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Maaßen hatte Überlegungen angestellt, ob Snowdens Enthüllungen nicht einen Keil zwischen die USA und Deutschland treiben sollen - zugunsten Russlands.

Maaßen hatte am Donnerstagabend vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages gesagt, er halte die Annahme für begründet, dass Snowden Teil der "hybriden Kriegführung" Russlands gegen den Westen sei. "Snowden dürfte die NSA ausgeplündert haben wie kein Zweiter zuvor einen US-Nachrichtendienst ausgeplündert hat", sagte Maaßen laut Bundestagspressedienst.

Laut verschiedenen Medienberichten sagte Maaßen zudem, es habe eine "hohe Plausibilität", dass Snowden ein russischer Spion sei. Allerdings räumte der Verfassungsschutz-Präsident laut "Spiegel Online" auch ein, dass es für diesen Verdacht keine Belege gebe. Maaßen hatte bereits früher in Interviews über eine mögliche russische Agententätigkeit Snowdens spekuliert.

"Mit seiner Behauptung, Snowden sei ein russisches Werkzeug zur Destabilisierung des Westens, für die er nach eigenen Angaben keinerlei Belege hat, macht sich der Geheimdienstchef zum Anführer einer Desinformationskampagne gegen den verdienstvollen Whistleblower", warf Ströbele gegenüber der Nachrichtenagentur AFP Maaßen vor. Damit wende sich der Verfassungsschutz-Chef auch gegen die weltweit anerkannten Erkenntnisse aus Snowdens Veröffentlichungen.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte auf Anfrage, dass keine Erkenntnisse für eine Tätigkeit Snowdens für andere Länder vorlägen. Die Äußerungen Maaßens wollten sowohl das Innenministerium wie auch Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag nicht kommentieren.

Snowden saß nach der Flucht aus den USA 2013 wochenlang im Moskauer Flughafen Scheremetjewo fest und hält sich heute an einem unbekannten Ort in Russland auf. Offiziell verdient der von US-Behörden gesuchte 32-Jährige sein Geld als IT-Experte. Der Kreml gewährte ihm im 2014 eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung.

(dpa/AFP/isw)
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