Schleswig-Holstein Ein skandalträchtiges Land

Kiel/Düsseldorf (RP). Der Fall des wegen einer Liebesaffäre zurückgetretenen CDU-Landeschefs Christian von Boetticher markiert nur einen weiteren Punkt in einer Kette von Polit-Skandalen im nördlichsten Bundesland, Schleswig-Holstein

August 2011: Christian von Boetticher erklärt Rücktritt unter Tränen
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August 2011: Christian von Boetticher erklärt Rücktritt unter Tränen

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1987 erschütterte die Barschel-Affäre die Bundesrepublik. Der damalige Kieler Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) soll veranlasst haben, dass sein SPD-Herausforderer Björn Engholm ausspioniert und verleumdet wurde. Das Wort "Waterkantgate" machte die Runde.

Barschel gab im September sein "Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind". Die Umstände seines Todes — er wurde einen Monat später in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden — wurden nie geklärt. Es gab Mordtheorien und Spekulationen über angebliche Waffengeschäfte.

1993 fand die Barschel-Affäre in der "Schubladenaffäre" eine überraschende Fortsetzung. SPD-Sozialminister Günther Jansen soll damals für den arbeitslos gewordenen Journalisten Reiner Pfeiffer, Barschels früherem "Mann fürs Grobe", 40 000 Mark bei den Genossen eingesammelt haben. Das Geld habe er in einer Schublade deponiert und es Pfeiffer dann übergeben, räumte Jansen ein.

Sofort wurde gemutmaßt, dass die SPD mit Pfeiffer im Bunde gestanden haben könnte, zumal Engholm aus der Barschel-Affäre als neuer Ministerpräsident hervorgegangen war. Im Zuge der "Schubladen-Affäre" trat Engholm jedoch zurück, weil er im Landtag nicht die Wahrheit gesagt hatte und früher als eingeräumt über Pfeiffers Aktionen informiert gewesen war. Heide Simonis wurde 1993 seine Nachfolgerin.

Im Mai 2005 schaffte sie es trotz vier Wahlgängen nicht, im Kieler Landtag zur Regierungschefin wiedergewählt zu werden. Wer aus dem eigenen Lager (SPD, Grüne, Südschleswigscher Wählerverband) gegen sie votiert hatte, wer also der "Heide-Mörder" war, ist bis heute unklar. Simonis jedenfalls wurde von Peter Harry Carstensen (CDU) abgelöst, der eine große Koalition mit der SPD bildete.

Doch das Klima war nicht gut. Mehrfach drohte dem Bündnis das Aus. 2008 konnte der Bruch nur durch den Rücktritt von SPD-Innenminister Ralf Stegner verhindert werden. 2009 platzte die Koalition. Noch Monate später überzogen sich Carstensen und Stegner mit heftigen Vorwürfen. Im Kampf um die SPD-Spitzenkandidatur zur Landtagswahl im Mai 2012 unterlag Stegner, der auch SPD-Landeschef ist, dem Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig.

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