Merkels Ackermann-Party Elite bei Spargel und Schnitzel

Berlin (RP). Feierliche Empfänge, rauschende Feste ­ Regierungschefin Angela Merkel ist solcher Pomp eher unangenehm. Das Abendessen zu Ehren von Deutsche-Bank-Chef Ackermann war eine Ausnahme.

Die Schönen und Reichen der Ackermann-Party
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist normalerweise darauf bedacht, möglichst in der Mitte der Wählerschaft zu stehen. Ihre Ansicht über den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann dürfte sich indes kaum mit der Mehrheitsmeinung decken. Unter allen Vorstandschefs deutscher Konzerne steht ihr der Schweizer am nächsten, während er in der deutschen Öffentlichkeit oft als der Repräsentant von Rendite-Gier und Banken-Arroganz gilt.

Merkel schätzt die Bildung Ackermanns

Die Kanzlerin hingegen schätzt die Musikalität und die Bildung des Spitzenbankers ebenso wie dessen Fähigkeit, komplexe Vorgänge der Finanzwelt pointiert darzustellen. So ist es nicht zufällig, dass Merkel aus Anlass des 60. Geburtstags des Deutsche-Bank-Chefs 26 Gäste, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur, am 22. April 2008 in den achten Stock des Kanzleramts geladen hatte. Es sollte kein rauschender, aber ein anregender Abend sein. Merkel hatte eine Einladung Ackermanns in den Kaisersaal der Münchner Residenz nicht wahrnehmen können. Mit dem Abendessen im Kanzleramt revanchierte sich die Regierungschefin.

Die Gäste kamen gern

Als professionelle Gastgeberin gab sie der Veranstaltung einen offiziellen Charakter. Und die Gäste kamen gern: Bildungsministerin Annette Schavan und Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, beide von der CDU. Die Vorstandsvorsitzenden Jürgen Hambrecht (BASF), Werner Wenning (Bayer) und Mathias Döpfner (Springer-Verlag), die Mittelständler Michael Hilti, Berthold Leibinger vom Laserautomatenhersteller Trumpf und der Lebensmittelfabrikant Arend Oetker. Mit von der Partie waren auch der Bankier Friedrich von Metzler und die Verlegerin Friede Springer.

Who is Who aus Kultur und Wissenschaft

Aus Kultur und Wissenschaft eilten Howard Davis, der Direktor der britischen Wirtschaftsuniversität London School of Economics und sein Kollege vom europäischen Pendant European School of Management and Technology, Lars-Hendrik Röller herbei. "Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann war ebenso dabei wie die beiden Chef-Feuilletonisten Frank Schirrmacher (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Stephan Sattler (Focus). Klaus-Dieter Lehmann, der Präsident des Goethe-Instituts, fand sich ein, auch Wolfgang Schürer, der die Lindauer Tagung für Nobelpreisträger organisiert. Vom Fernsehen erschien der TV-Moderator und frühere Entertainer Frank Elstner. Sir Simon Rattle, der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, musste in letzter Minute absagen. Ackermann selbst wurde von seiner finnischen Frau Pirkko Mölsä begleitet.

Schnitzel mit Spargel

Eine erlauchte Schar saß da zusammen —­ mit Panorama-Blick auf Reichstag, Brandenburger Tor und den größten Kreuzungsbahnhof Europas. Das Essen —­ es gab Schnitzel mit Spargel —­ fiel eher bodenständig aus. Dafür gab es einen guten Wein.

Üblich ist so ein exklusives Abendessen nicht. In Merkels Amtszeit nimmt es eine Sonderrolle ein, während ihre Vorgänger oder die Bundespräsidenten schon hin und wieder Einladungen zu Ehren verdienter Persönlichkeiten aussprachen. Die Kanzlerin lädt normalerweise Vertreter gesellschaftlicher Gruppen wie der Gewerkschaften, der Kirchen oder aus Sport und Kultur getrennt ins Kanzleramt. Die Zusammenkünfte ­ wie gestern mit den Gewerkschaftsführern um DGB-Chef Michael Sommer ­— zählen zur Routine.

Freundin edler Tropfen

Erst recht gilt das für die vielen ausländischen Staatsgäste, die mal im Kanzleramt, mal im Amtssitz des Bundespräsidenten und ­ wenn es besonders festlich zugehen soll ­ im Gästehaus der Bundesregierung in Schloss Meseberg bewirtet werden. Hier hat Merkel eine besondere Meisterschaft entwickelt. So überraschte sie den früheren israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert mit Wein aus seinem Land. Europäischen Regierungschefs serviert sie schon mal solide Hausmannskost wie Rollmops oder Rindsrouladen mit Frankfurter Soße.

Einfach, aber bekömmlich sind die von der Kantine des Kanzleramts (ein Küchenchef, zwei Auszubildende) zubereiteten Essen für die diversen Gipfel oder die regelmäßigen Koalitionsrunden, die in der Zentrale der Macht stattfinden. Abende mit viel Rotwein, wie sie Vorgänger Gerhard Schröder zelebrierte, sind der nüchternen Protestantin eher fremd. Dabei ist die Kanzlerin durchaus eine Freundin guter Tropfen.

Etat in Höhe von 340.000 Euro

Der Etat für solche Zwecke findet sich im Einzelplan 4. Dort stehen der Kanzlerin für Bewirtungen "aus besonderem Anlass” persönlich genau 340.000 Euro zur Verfügung. CDU-Haushälter Steffen Kampeter erklärte gestern, diesen Etat nutze die Hausherrin nur zu 80 Prozent. Vorgänger Schröder habe ihn dagegen voll ausgeschöpft. Beim Essen für Ackermann wurden 2100 Euro allein für das Service-Personal fällig. Eine getrennte Auflistung der Verpflegungskosten ist noch nicht erfolgt.

Für den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, Otto Fricke (FDP), sind die Kosten, die die Bundesregierung für repräsentative Zwecke ausgibt, eher "unter dem internationalen Durchschnitt”. Hier zeige sich die Bundesrepublik traditionell bescheiden. Der Steuerzahlerbund sieht das anders. Am Montag forderte dessen Präsident Karl Heinz Däke: "Wenn aus einem privaten Anlass dort eingeladen wird, dann ist das nicht in Ordnung, das kann nicht auf Steuerzahlerkosten dann bezahlt werden.” Nur kurze Zeit später schwächte aber dessen Geschäftsführer Reiner Holznagel wieder ab. Der Vorwurf der Steuerverschwendung stehe "auf sehr wackeligen Füßen”.

(RP)
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