Nordrhein-Westfalen Eltern klagen über Qualität der Kitas

Berlin/Düsseldorf · Die Zahl der Betreuungsplätze für unter Dreijährige ist gestiegen. Doch die Qualität der Angebote stellt nur wenige Eltern zufrieden. Jetzt sollen Milliarden vom Bund die Personalausstattung verbessern.

Zahl der Kinder in Kitas nach Bundesländern
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Foto: dpa, Caroline Seidel

Nordrhein-Westfalen steht bei der Zahl der Kindertagesplätze bundesweit gut da, die Qualität lässt aber, wie in weiten Teilen der Republik, häufig zu wünschen übrig. Überforderte Erzieherinnen können die Kinder oft nur verwahren, nicht aber angemessen betreuen. Der Landeselternbeirat in NRW fordert nun Konsequenzen.

Tatsächlich, so heißt es seitens des Gremiums, sei die Anzahl der Kitaplätze kaum mehr das Problem. "2013 haben uns mehr als 300 frustrierte Eltern angerufen, die keinen Betreuungsplatz für ihr Kind finden konnten", sagte Markus Quetting, Vorsitzender des Beirates. In diesem Jahr habe man bisher erst 120 Fälle gezählt.

"Aber in Ballungszentren werden wir wohl auch künftig mit Engpässen zu kämpfen haben", sagte Quetting. Viel drängender sei nun jedoch eine Qualitätsoffensive. "Es kann nicht sein, dass die erste Bildungseinrichtung für unsere Kinder zur reinen Verwahrstelle mutiert. Wir brauchen Qualitätsstandards", so Quetting. Er und seine Mitstreiter wünschen sich eine Betreuungsquote von maximal drei Kindern pro Kita-Mitarbeiter.

Kita-Beiträge in der Region
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Foto: dpa, Rainer Jensen

Derzeit liegt die durchschnittliche Quote in Nordrhein-Westfalen bei 3,6 Kindern, bundesweit bei mehr als vier. Zuletzt hatte die Bertelsmann-Stiftung ausgerechnet, dass in Deutschland mehr als fünf Milliarden Euro und knapp 120.000 weitere Erzieherinnen nötig wären, damit diese nicht mehr als drei Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren betreuen müssten.

Im Bundesfamilienministerium ist das Problem bekannt; eine Geldspritze soll künftig die Lage entspannen. Am morgigen Donnerstag verabschiedet der Bundestag daher ein Gesetzpaket zur finanziellen Entlastung der Länder und Kommunen. "Mit dem neuen Gesetz zum weiteren Ausbau der Kinderbetreuung setzen wir einen Schwerpunkt auf die ganztägige Betreuung", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) unserer Zeitung. Es brauche mehr Ganztagsplätze und mehr gute Plätze.

Mit dem Gesetz stehen den Städten und Gemeinden unter anderem pro Jahr künftig eine Milliarde Euro mehr zur Verfügung, weil der Bund den Anteil bei Wohn- und Heizkosten für Hartz-IV-Empfänger erhöht.

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Und in den nächsten vier Jahren fließen knapp 119 Millionen Euro jährlich an NRW, die für weitere Plätze und höhere Qualität ausgegeben werden sollen. Jedes Jugendamt an Rhein und Ruhr kommt nach Angaben des Landesfamilienministeriums damit auf 180.000 Euro pro Jahr zusätzlich.

Rund 155.000 Plätze gibt es in NRW

Bisher hat Nordrhein-Westfalen seit 2010 bis zum Ende dieses Jahres rund 900 Millionen Euro in den Ausbau von Kitaplätzen für unter Dreijährige investiert. Rund 155.000 Plätze gibt es nun, die Versorgungsquote für ein- und zweijährige Kinder liegt bei 53 Prozent.

Auch beim Städte- und Gemeindebund ist man alarmiert. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte: "Notwendig ist ein gesichertes finanzielles Fundament, um den wachsenden Bedarf an qualitativ guter Kinderbetreuung zu decken." Deswegen sei es falsch, die Kindergartenbeiträge abzuschaffen. Beim Elternbeirat sieht man das anders. "Warum sollte das Studium als teuerste Ausbildung kostenfrei sein, während Kitas Geld kosten?", fragte Beiratschef Markus Quetting.

(jd)
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