Entführung im Irak Elyas bietet sich als Austauschgeisel für Osthoff an

Berlin (rpo). Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland setzt ein Zeichen. Nadeem Elyas hat sich als Austausch für die entführte Deutsche im Irak angeboten. Von Susanne Osthoff gibt es immer noch kein Lebenszeichen. Mittlerweile verlangen viele Prominente aus Politik, Kirche und Verbänden die Freilassung der Archäologin.

Freude über Freilassung von Susanne Osthoff
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Foto: DDP

Elyas sagte der "tageszeitung": "Für mich kommt alles in Frage, was ihr Leben retten kann." Er verlangte in einem Schreiben an die in dieser Woche stattfindende Gipfelkonferenz der Islamischen Staaten in Mekka eine Verurteilung der Entführung Osthoffs. In dem Brief heißt es: "Von den islamischen Führern erwartet die Welt mit Recht eine eindeutige unmissverständliche Verurteilung einer jeden Art von Gewalt, Terror und Menschenverachtung im Allgemeinen und insbesondere von solchen Taten, die im Namen des Islam verübt werden."

Bundespräsident Horst Köhler hatte zuvor in Berlin erklärt, die Gedanken der Deutschen seien an diesen Tagen bei dem Opfer. Er wisse, dass die Bundesregierung das Menschenmögliche tue, um sie und ihren irakischen Fahrer wieder sicher und gesund in Freiheit zu bringen.

Merkel erklärte in dem von der "Bild am Sonntag" veröffentlichten Appell "Lasst sie frei!", die Bundesregierung setze alles daran, das Leben Osthoffs und ihres irakischen Fahrers zu retten. EU-Chefdiplomat Javier Solana verurteilte die Entführung auf das Schärfste. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, kein Ziel der Welt rechtfertige es, Leben und Gesundheit Unschuldiger aufs Spiel zu setzen.

"Gegen die Werte des Islam"

Auch Elyas trat dem Appell bei. Er schrieb, die Entführung verstoße gegen die Werte des Islam, der Vernunft und jeder Zivilisation. Der Vorsitzende des Islamrates in Deutschland, Ali Kizilkaya, betonte, die Muslime in Deutschland verurteilten diesen terroristischen Akt.

Dem Appell schlossen sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, Bischöfin Maria Jepsen, die Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Heide Simonis, FDP-Chef Guido Westerwelle, DGB-Vorsitzender Michael Sommer, DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun, Grünen-Chefin Claudia Roth und der Vorsitzende von CARE International, Heribert Scharrenbroich an.

Bereits am Freitag war nach Medienberichten ein Ultimatum der Entführer abgelaufen, wonach Deutschland die Ausbildung von irakischen Polizisten und Juristen beendet haben müsse. Die Entführer werden laut "Spiegel" dem nationalistischen Milieu der aufständischen Ischrin-Brigaden zugeordnet. Dafür spreche ihr Name "Sturmtruppen der Erdbeben". Die Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) berichtete unter Berufung auf Geheimdienstkreise, bei den Entführern von Osthoff und vier weiteren christlichen Entwicklungshelfern könne es sich um "eine kriminelle Gruppe unter dem Befehl irakischer sunnitischer Nationalisten" handeln. Motiv könnten Störmanover vor den Wahlen am 15. Dezember sein.

Der Krisenstab des Auswärtigen Amts trat am Sonntag erneut unter der Leitung von Staatssekretär Klaus Scharioth zusammen. Am Samstag hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier das Gremium geleitet. Der SPD-Politiker würdigte die Fernseh-Appelle von Osthoffs Mutter und Schwester, die Geisel freizulassen. Diese hätten im Irak "große Beachtung" gefunden.

(ap)
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