Neue Vorwürfe gegen Berliner Polizei Krefelder Ermittler erhielt keine Auskunft zu Anis Amri

Berlin · Im Fall Anis Amri soll die Berliner Polizei wenige Wochen vor dem Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlag nicht gewusst haben, wo sich der Attentäter aufhielt. Eine Anfrage des Staatsschutzes der Krefelder Polizei sei nicht beantwortet worden.

 Das abgesperrte Areal um den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin nach dem verübten Terroranschlag (Archivbild).

Das abgesperrte Areal um den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin nach dem verübten Terroranschlag (Archivbild).

Foto: Michael Kappeler/dpa

Kurz vor dem Jahrestag des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche ist eine weitere Nachlässigkeit der Polizei bekannt geworden. Die Polizei in Krefeld bat am 26. Oktober 2016 um schnelle Informationen zum Aufenthaltsort des späteren Attentäters Anis Amri. Die Berliner Kriminalpolizei antwortete aber nicht auf die Mail. "Rückmeldung nicht erfolgt!", notierte ein Bearbeiter in der Staatsschutzabteilung im Polizeipräsidium Krefeld nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handschriftlich auf einem Ausdruck der Mail.

Nordrhein-Westfalen war damals federführend für Amri zuständig, weil er dort offiziell gemeldet war. Der Sender RBB und die "Berliner Morgenpost" (Freitag) hatten zuerst über das mögliche Versäumnis berichtet.

Der Polizist in Krefeld schrieb, er sei mit der "Rundumversorgung" des als Gefährder eingestuften Anis Amri beauftragt. Er fragte weiter: "Habt ihr Erkenntnisse über seinen Aufenthaltsort? Ich bitte um zeitnahe Rückmeldung." Diese erfolgte aber nicht. Dabei hatte kurz vorher der marokkanische Geheimdienst explizit vor Amri gewarnt.

Unklarheiten gibt es auch um die Abschiebung eines Freundes von Amri am 1. Februar 2017. Damals liefen nach Informationen des Magazins "Focus" noch Ermittlungen wegen Mordes gegen den Tunesier. Dabei drehte es sich um Fotos, die der Mann bereits neun Monate vor dem Anschlag vom späteren Tatort gemacht hatte. Er soll vor allem Zufahrten zum Breitscheidplatz fotografiert haben. Am Abend vor dem Anschlag traf sich der Mann demnach mit Amri, fünf Stunden vor der Tat sollen die beiden telefoniert haben.

Am Freitag befragte der Berliner Untersuchungsausschuss zu dem Anschlag weitere Zeugen. Der Ausschuss soll aufklären, welche Pannen Polizei und Behörden beim Umgang mit Amri unterliefen. Bei dem Terroranschlag starben 12 Menschen, etwa 70 wurden verletzt.

(ate/lsa/dpa)
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