Familienpolitikerin mit iranischen Wurzeln Michaela Noll ist neue Vizepräsidentin des Bundestages

Berlin · Sie ist eine erfahrene Parlamentarierin, besiegte schon einmal einen Kanzlerkandidaten und hat iranische Wurzeln: Die 57-jährige Bundestagsabgeordnete Michaela Noll ist neue Vizepräsidentin des Bundestags.

 Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (CDU) nimmt im Bundestag in Berlin nach ihrer Wahl zur Bundestags-Vizepräsidentin Gratulationen von Parteikollegen entgegen.

Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (CDU) nimmt im Bundestag in Berlin nach ihrer Wahl zur Bundestags-Vizepräsidentin Gratulationen von Parteikollegen entgegen.

Foto: dpa

Und damit Nachfolgerin des Ende November verstorbenen Peter Hintze (CDU). Die Politikerin aus Nordrhein-Westfalen wurde am Donnerstag mit breiter Mehrheit zur neuen Stellvertreterin von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) gewählt.

Die Rechtsanwältin sitzt seit 2002 im Bundestag und machte sich zunächst als Familienexpertin einen Namen. Ein großer politischer Erfolg gelang Noll bei der Bundestagswahl 2013: Damals verteidigte sie ihr Direktmandat in Mettmann gegen einen prominenten Herausforderer: den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück.

Nach der Bundestagswahl wurde sie als eine der parlamentarischen Geschäftsführerinnen (PGF) wiedergewählt, die dem "ersten" Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), zur Seite stehen. Diesen Posten hatte sie 2010 übernommen, nach einem kurzen Intermezzo als Justiziarin der Fraktion.

Ihr Lebensweg führte die am 24. Dezember 1959 in Düsseldorf geborene Juristin nicht direkt in die Politik, obwohl sie die Tochter eines Politikers ist: Ihr Vater, ein Iraner, war Wirtschaftsminister unter dem Schah. Noll absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Dolmetscherausbildung, bevor sie 1982 das Studium der Rechtswissenschaften aufnahm. 2001 wurde sie als Rechtsanwältin zugelassen, ein Jahr später zog sie erstmals in den Bundestag ein.

Die Abstammung von ihrem iranischen Vater bekam sie damals durchaus zu spüren. "Alles, was ansatzweise Richtung Orient war, war damals mit Angst behaftet", berichtete sie später mit Blick auf die Terroranschläge in den USA vom September 2001. Doch den Anstoß für den Gang in die Politik gab bei ihr eine sehr persönliche Erfahrung. 1994 suchte sie vergeblich nach einem Kita-Platz für ihren Sohn - gegen derartige Missstände wollte sie etwas unternehmen.

Folgerichtig machte sie denn auch die Familienpolitik zu ihrem Thema, als sie 2002 erstmals in den Bundestag einzog. Sie setzte sich für misshandelte und vernachlässigte Kinder ein, stritt für einen härteren Kampf gegen Kinderpornografie und brachte die Schaffung eines Kinderbeauftragten der Regierung ins Gespräch.

Jetzt kommt auf Noll eine ganz andere Aufgabe zu: Als eine von sechs Stellvertretern Lammerts wird sie regelmäßig die Sitzungen des Parlaments leiten und auch repräsentative Aufgaben wahrnehmen. Und so wird sie sicherlich auch Möglichkeiten finden, sich dem Thema Familie zu widmen.

(felt/AFP)
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