Über Quellen getäuscht FDP-Beraterin Mathiopoulos verliert Doktortitel

Bonn · Nach Plagiatsvorwürfen entzieht die Universität Bonn der FDP-Politikerin und Politikprofessorin Margarita Mathiopoulos den Doktortitel. Einen entsprechenden Beschluss des Promotionsausschusses von Anfang April bestätigte am Mittwoch der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät, wie die Hochschule mitteilte.

 FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos hat ihren Doktortitel verloren.

FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos hat ihren Doktortitel verloren.

Foto: dpa, Karlheinz Schindler

Prüfer hatten demnach in der Dissertation von Mathiopoulos in zahlreichen Fällen Passagen gefunden, die aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnt und nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren.

Die Doktorarbeit von Mathiopoulos zum Thema "Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA" war der Uni zufolge bereits Anfang der 90er Jahre in die Kritik geraten. Eine stichprobenartige Überprüfung der 1991 eingesetzten Kommission der Fakultät hatte demnach zwar schwerwiegende handwerklich-methodische Mängel offenbart, aber keinen Täuschungsvorsatz festgestellt. Daher wurde der Doktortitel damals nicht aberkannt.

Der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät stellte aber nunmehr fest, dass die Entscheidung von 1991 aus heutiger Sicht objektiv rechtswidrig war und daher aufgehoben werden konnte. Die neue Überprüfung war durch Vorwürfe der Internetplattform VroniPlag ins Rollen gekommen. Laut Uni Bonn fanden sich in der Arbeit über 320 Stellen, in denen die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert wurde.

Teilweise seien längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Abänderungen wörtlich abgeschrieben worden. Teilweise wurde demnach die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine irreführende Zitierweise verschleiert. "Auf Grund der systematischen und breit angelegten Vorgehensweise steht aus der Sicht der entscheidenden Gremien fest, dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handelt", teilte die Universität mit.

Brandt wollte Mathiopoulosals Parteisprecherin

Margarita Mathiopoulos wurde bundesweit bekannt, als sie der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt 1987 zur Parteisprecherin machen wollte. Ungeachtet ihrer fachlichen Qualifikation führte die Nominierung zu heftiger innerparteilicher Kritik an Brandt.

Gegen Mathiopoulos sprach aus Sicht der Parteimitglieder, dass sie kein SPD-Mitglied und mit dem CDU-Mitglied Friedbert Pflüger verlobt war. Der war Pressesprecher des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Nach nur einer Woche zog Mathiopoulos ihre Bewerbung zurück. Für Brandt war der Fall der Auslöser für seine Entscheidung, alle Parteiämter niederzulegen.

Mathiopoulos wurde 1957 in Bonn geboren. Sie studierte Zeitgeschichte, Politikwissenschaften, Jura, italienische Philologie und Psychologie an der Universität Bonn, an der Sorbonne und in Harvard. 1986 promovierte sie beim renommierten Bonner Politologen Karl Dietrich Bracher mit dem Thema "Geschichte und Fortschritt im Denken Amerikas: Ein europäisch-amerikanischer Vergleich".

Mathiopoulos arbeitet derzeit als Honorarprofessorin an der Universität Potsdam und der Technischen Universität Braunschweig.
Daneben ist die Expertin für internationale Beziehungen in der Privatwirtschaft tätig. 2002 trat sie in die FDP ein und ist außen- und sicherheitspolitische Beraterin der Partei.

(lnw)
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