Wenn jetzt gewählt würde FDP legt bei NRW-Umfrage zu, Grüne und Linke rutschen ab

Düsseldorf · Die rot-grüne Koalition von NRW hätte bei einer Landtagswahl im Moment keine Mehrheit. Realistischste Optionen wären eine große Koalition sowie zunehmend eine erneute Koalition von SPD und FDP, wie sie NRW zwischen 1966 bis 1980 regierte.

 FDP-Chef Christian Lindner darf sich in NRW über steigende Umfragewerte freuen.

FDP-Chef Christian Lindner darf sich in NRW über steigende Umfragewerte freuen.

Foto: dpa, skm tba htf kde

Dies ergibt sich aus einer gestern veröffentlichten Umfrage des WDR zu den Chancen der Parteien zwei Monate vor der NRW-Landtagswahl. Wenn jetzt gewählt würde, käme die SPD wie vor vier Wochen auf 37 Prozent. Die CDU würde unverändert 30 Prozent erreichen. Einziger Zugewinner sind die Liberalen, die sich von sieben auf neun Prozent verbessern. Die Grünen würden erneut einen Prozent verlieren und kämen auf sechs Prozent. Die Linke muss mit fünf Prozent um den Einzug in den Landtag zittern. Die AfD liegt bei neun Prozent — ein Prozent weniger als vor vier Wochen.

Sofern Linke oder Grüne den Einzug in den Landtag verpassen würden, hätten SPD und FDP zusammen eine knappe Mehrheit im Landtag. Ansonsten hätten SPD und Union sowieso eine Mehrheit.

Unter allen Koalitionsvarianten ist bei den Wählern rot-grün das beliebteste Bündnis. 46 Prozent wünschen sich eine solche Koalition. 44 Prozent würden eine große Koalition bevorzugen. Die drittbeliebteste Option wäre eine Regierung von SPD und FDP, die 29 Prozent gut finden würden. Den guten Wert für die Liberalen erklärt Ex-Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) gegenüber unserer Redaktion so: "Christian Lindner kommt als FDP-Chef in NRW und im Bund gut an.

Wir haben den Trend, dass viele Bürger in NRW und bundesweit eine starke liberale Partei wollen." Er meint, die FDP solle eine sozialliberale Koalition in NRW ernsthaft ausloten, falls es dafür eine rechnerische Mehrheit gäbe, obwohl die FDP bekanntermaßen eigentlich mit der Union regieren will.

Etwas anders kommentiert Johannes Vogel, FDP-Generalsekretär in NRW die Prognose auf Anfrage: "Wir arbeiten konzentriert weiter für starke Freie Demokraten und einen echten Politikwechsel!" Damit ist insbesondere gemeint, dass die FDP mit der SPD nur zusammenarbeiten würde, wenn sich auch sehr viele Inhalte ändern, ein rot-gelb-grünes Bündnis lehnen die Liberalen sowieso kompromisslos ab.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) spielt laut der Umfrage ihren Amtsbonus voll aus. 57 Prozent würden sich bei einer Direktwahl für sie entscheiden, nur 22 Prozent für Herausforderer Armin Laschet. Der CDU-Spitzenkandidat liegt damit vier Prozentpunkte schlechter als im Februar.

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Schulministerin Sylvia Löhrmann, kommentiert die Umfrage so gegenüber unserer Redaktion: "Der Trend ist natürlich alles andere als schön. Aber wir verfallen nicht in Panik. Die Menschen in NRW wollen Rot-Grün, eine Wechselstimmung sehe ich nicht.". Ihrer Meinung nach sei das Duell von Hannelore Kraft und Armin Laschet sowieso entschieden, also gäbe es nun auch Platz für grüne Inhalte: "Keine andere Partei hat den Mut, den Kohleausstieg und die Verkehrswende anzugehen, keine andere Partei traut sich, konsequent für eine humane Flüchtlingspolitik einzustehen."

Die Bürger wurden in der Umfrage auch befragt, welche Probleme die Landespolitik mit Vorrang lösen solle: 42 Prozent nannten das Thema Flüchtlinge und Asylpolitik. 28 Prozent halten Bildung und Schule für das entscheidende Thema. Danach folgen die Themen Infrastruktur/Verkehr mit 15 Prozent, Arbeit mit 14 Prozent, soziale Ungerechtigkeit (zwölf Prozent) und innere Sicherheit/Kriminalität mit zehn Prozent.

Trotz Terrorgefahr und aktuellen Ereignissen wie dem Axtangriff am Düsseldorfer Hauptbahnhof fühlen sich 63 Prozent der Befragten auf Straßen, Plätzen oder Bahnhöfen sicher. Allerdings geben 36 Prozent der Bürger an, sie würden sich unsicher fühlen. Fast 60 Prozent der Befragten meinen, dass Bürger mit türkischem Migrationshintergrund in NRW gut integriert seien, 36 Prozent sehen das anders.

(rky)
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