Biographie erscheint am Donnerstag Fischers Abrechnung mit Rot-Grün

Düsseldorf (RPO). Am Donnerstag erscheint Joschka Fischers Biographie. Nach und nach werden vorab erste Inhalte bekannt. Offensichtlich hat der Ex-Außenminister mit der Altersmilde eines Ehemaligen nichts im Sinn. Schröder, Lafontaine, Grüne - in seinem Buch rechnet er ab. Ein Überblick.

Joschka Fischer - eine Karriere in Bildern
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In der Ich-Form gibt er Einblick in das politische Innenleben der Berliner Republik. Fischer berichtet anschaulich von dramatischen, zornigen, aber auch berührenden Momenten seiner Karriere.

"Die rot-grünen Jahre", so der Titel des ersten Teils der Autobiographie, die am Donnerstag mit einer Auflage von 150.000 in die Buchläden kommt. Auf 444 Seiten behandelt Fischer die Zeit vom Kosovokrieg bis zum 11. September. Und deren wesentliche Protagonisten. Im Nachrichten-Magazin "Spiegel" wurden vorab erste Auszüge veröffentlicht.

Fischer über Schröder

Die Sozialpolitik des Kanzlers bekommt bei Fischer die Note mangelhaft. Den Begriff "Reformkanzler" mag er nur in Anführungsstrichen verwenden. Schröder vertraute im Sommer 2001 auf die guten Umfragewerte und gab die "ruhige Hand" als Losung aus. "Ein böser Trugschluss", so Fischer. Zudem glaubt Fischer, dass Schröder den Faktor Linkspartei und Lafontaine unterschätzte.

Fischer über Lafontaine

"Persönlich und emotional stand mir Oskar Lafontaine (...) sehr viel näher als Gerhard Schröder", berichtet Fischer von den ersten Wochen des Erneuerungsprojekts Rot-Grün. Umso größer der Schock nach dem überraschenden Rücktritt. "Ich war zutiefst enttäuscht von Oskar Lafontaine. Wie konnte er, der Hoffnungsträger für Rot-Grün, ja für eine ganze Generation, nur alles hinwerfen und wortlos abhauen."

Fischer über seine Radikalisierung

Die Schüsse auf Benno Ohnesorg veränderten die Republik und auch den künftigen Außenminister: "Durch sie kam ich in Stuttgart in Kontakt zum SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund, die Red.) und wurde zu einem Linksradikalen."

Fischer über seinen Alptraum

Der Sonderparteitag der Grünen zum Kosovo-Krieg war für Fischer eine ganz besondere Herausforderung. Gerade erst in der Regierungsverantwortung fand sich die in ihren Ursprüngen pazifistische Partei in einem Bombenkrieg in Ex-Jugoslawien wieder — personifiziert und verantwortet durch den Außenminister. Fischer: "Dieser Parteitag erinnerte mich (...) an den militärischen Begriff des "Himmelfahrtskommandos", an eine aussichtslose Mission."

Fischer über seine wichtigste Rede

Für den Bundesminister und Ex-Sponti war dies ohne Zweifel die Rede auf eben diesem Sonderparteitag. Sie entschied nicht nur über Fischers persönliche Zukunft, sondern auch über Wohl und Wehe von Rot-Grün. "In der kochenden, hasserfüllten Atmosphäre der Bielefelder Halle durfte ich jetzt keinerlei Schwäche zeigen, sonst würde ich mit meiner Rede untergehen."

Fischer über die Grünen

Im Interview mit dem Magazin fallen Fischer nur wenig angenehme Worte zu seiner Partei ein. Die Parteiarbeit habe ihn "sehr viel Kraft gekostet", erzählt Fischer. Zwar habe er seine Karriere auch den Grünen zu verdanken. "Aber am Ende war ich müde, einfach nur noch müde. Dieser ewige Kampf zwischen Illusion und Realität, diese Diskussionen mit Leuten, die manchmal kaum wissen, worüber sie reden, haben mich erschöpft."

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