Merkel vor dem Flüchtlingsgipfel "Überfordert? Das sind wir insgesamt nicht"

Berlin · Vor dem Flüchtlingsgipfel von EU und Türkei am Montag pocht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf die Umsetzung der bisherigen Beschlüsse. Einen Kurswechsel in der Flüchtlingsfrage, wie von CSU-Chef Seehofer konstatiert, bestreitet die Kanzlerin.

 Die Kanzlerin im Kreise ihrer Minister.

Die Kanzlerin im Kreise ihrer Minister.

Foto: ap

"Ich erwarte, dass wir Schritt für Schritt das praktisch umsetzen, worauf wir uns beim letzten Europäischen Rat im Februar mit allen 28 Mitgliedstaaten geeinigt haben. Wir können diese Herausforderung nur gemeinsam bewältigen", sagte sie der "Bild am Sonntag". Es gehe darum, wofür genau die vereinbarten drei Milliarden Euro zur Flüchtlingshilfe in der Türkei verwendet werden sollten, wie die EU-Außengrenzen geschützt werden könnten und wie Griechenland geholfen werden könne.

Merkel widerspricht Seehofer

Merkel widersprach der Aussage von CSU-Chef Horst Seehofer, dass sie in ihrer Flüchtlingspolitik eine Wende vollzogen habe. Seehofer hatte das damit begründet, dass sie die in Griechenland festsitzenden Flüchtlinge nicht nach Deutschland holen will - anders als im September die in Ungarn gestrandeten. "Das ist kein Kurswechsel", sagte die Kanzlerin. "Wir haben heute, sechs Monate später, eine andere Situation als damals, weil Griechenland zusammen mit den europäischen Partnern den Menschen eine menschenwürdige Versorgung geben möchte." Das sei in Ungarn anders gewesen. "Griechenland hat momentan circa 30 000 Flüchtlinge. Mit unserer Unterstützung kann Griechenland damit zurechtkommen", erklärte Merkel.

Deutschland sieht sie nicht überfordert: "Das sind wir bei aller Belastung gerade in den Kommunen, die ich sehr wohl kenne, insgesamt nicht." Am ausgeglichenen Haushalt will sie zudem festhalten. "Ein Haushalt ohne neue Schulden ist gerade in einem Land mit alternder Bevölkerung vernünftig, und deshalb streben wir ihn mit Blick auf die zukünftigen Generationen auch weiterhin an."

Merkel weist Gabriel-Vorschlag zurück

Die SPD-Forderung nach einem Sozialpaket für Einheimische wies Merkel zurück: "Die Bundesregierung kümmert sich um alle gleichermaßen und hat seit Beginn dieser Legislaturperiode für beinahe jede Gruppe in der Bevölkerung Verbesserungen ermöglicht." Die Befürchtung, in der Flüchtlingskrise könne nur noch Geld für Flüchtlinge ausgegeben werden, nannte Merkel "völlig unbegründet": "Wir bringen weitere soziale Verbesserungen auf den Weg, zum Beispiel mit den Projekten zur Rente und zur Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderungen, auf die sich Union und SPD im Koalitionsvertrag geeinigt hatten."

(csi/dpa)
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