Flüchtlinge und der Arbeitsmarkt Bildung, Bildung, Bildung!

Meinung | Berlin · Die berufliche Qualifikation der Flüchtlinge ist laut einer neuen Studie deutlich geringer als bei anderen Ausländergruppen in Deutschland - aber die Neuankömmlinge sind auch deutlich jünger. Staat und Gesellschaft müssen alles dafür tun, damit sie nicht dauerhaft in Hartz IV festsitzen. Jetzt muss sich die deutsche Bildungspolitik im eigenen Land neu bewähren.

Das ist das Milliarden-Paket der Bundesregierung zur Flüchtlingshilfe
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Foto: dpa, shp

70 bis 90 Prozent der Neuankömmlinge aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, wie das Institut für Berufs- und Arbeitsmarktforschung (IAB) berichtet. Der Anteil derer ohne Hauptschulabschluss liege bei etwa 15 bis 20 Prozent.

Das ist erschreckend. Es zeigt die Größe der bildungspolitischen Aufgabe, die Länder, Kommunen, Arbeitsagenturen, Betriebe jetzt schultern müssen. Positiv ist, dass die Asylbewerber sehr jung sind. Über 80 Prozent sind laut dem IAB jünger als 35, über 50 Prozent jünger als 25, knapp 30 Prozent jünger als 16 Jahre. Wenn nun die Familien der vielen jungen Männer nachkommen, die als Vorhut nach Deutschland geschickt wurden, wird sich die Zahl der zuwandernden Kinder drastisch erhöhen.

Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
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Foto: dpa, rwe lof

Der Staat, die Bürgergesellschaft müssen verhindern, dass hier neue riesige Hartz-IV-Generationen heranwachsen. Es liegt an uns, aus dieser Geschichte eine Erfolgsstory zu machen.

Deshalb muss der Staat jetzt schon ab sofort viel mehr in die frühkindliche Bildung und in Schulen investieren. Was im Schulsektor gerade abgebaut wurde oder noch gestrichen werden soll, muss rückgängig gemacht werden. Zehntausende Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter müssen neu eingestellt werden. Lehrer, die aus den Kriegsgebieten zu uns geflüchtet sind, könnten sofort für den Schuldienst in Deutschland nachqualifiziert werden.

NRW: Hier kommen die Flüchtlinge als erstes an
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Junge Erwachsene brauchen Qualifizierungsprogramme, Coachings, Ausbildungsplätze. Es ist gut, dass die Wirtschaft Lehrlinge gerade jetzt händeringend sucht. Wenn es gelingt, so viele junge Flüchtlinge wie möglich so schnell wie möglich fitzumachen für eine betriebliche Lehre, zahlt sich das aus. Der Zugang zu deutschen Hoch- und Fachschulen muss Flüchtlingen erleichtert werden. Und bei der nötigen Nach-Zertifizierung beruflicher Fähigkeiten sollten die Behörden nicht übertrieben anspruchsvoll sein.

Bildung und Ausbildung sind das Gebot der Stunde. Deutschland hat hier international einen herausragenden Ruf. Andere Länder kopieren längst das deutsche System der dualen Ausbildung. Jetzt muss sich die deutsche Bildungspolitik im eigenen Land neu bewähren. Gelingt das nicht, drohen nicht nur die Hartz-IV-Ausgaben dauerhaft zu steigen. Auch das soziale Gleichgewicht kann aus den Fugen gehen.

(mar)
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